Zeitrechnung




Alles zum Thema French and Indian War

Moderator: Ike Godsey

Zeitrechnung

Beitragvon Ike Godsey » Fr 12. Dez 2014, 17:40

Ich weiß ja nicht wie wichtig euch korrekte Daten sind. Mir jedenfalls ist schon wichtig, dass Daten, mit denen man Umgeht stimmen.

In diesem Zusammenhang dürfte wohl jedem bekannt sein, dass wir seit 1582 nach dem greorianischen Kalender (nach Papst Gregor der XIII.) unser Dasein firsten ;)
Doch, speziell für die Hobbyisten die die frühen Jahre der Colonialzeit in Amerika nachstellen möchten, ist das nur die halbe Wahrheit.

Lasst mich mal etwas weiter Ausholen um das zu erläutern:

Der heute weltweit verbreitete gregorianische Kalender entstand Ende des 16. Jahrhunderts durch eine Reform des julianischen Kalenders und wurde 1582 mit der päpstlichen Bulle Inter gravissimas verordnet. Er löste im Laufe der Zeit sowohl den julianischen als auch zahlreiche andere Kalender ab.
Das Wesen der gregorianischen Kalenderreform bestand darin, dass das Zählschema, das der julianische Kalender bot, verallgemeinert und damit zukunftsfest gemacht wurde. Der gregorianische Kalender ist nicht ein grundsätzlich anderer, sondern ein flexibilisierter julianischer Kalender.
Der julianische Kalender hinkte dem Jahreslauf der Sonne im 16. Jahrhundert, im Verhältnis zum 4. Jahrhundert, bereits um 10 Tage nach. Der nötige, in einem Stück angeordnete Ausfall von 10 Kalendertagen sorgte für allgemeine Irritierung und führte auch innerhalb der katholischen Kirchen zur zögerlichen Annahme des gregorianischen Kalenders. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen verzögerten die Annahme aus ideologischen Gründen, denn die Reform war vom Papst ausgegangen.

Reformjahr 1582

Die Reform erfolgte durch die päpstliche Bulle Inter gravissimas curas vom 24. Februar 1582.
Die Verspätung des Kalenders gegenüber den Jahreszeiten (z. B. dem Frühlingsanfang) wurde 1582 durch Auslassen von 10 Kalenderdaten (auf Donnerstag, den 4. Oktober folgte Freitag, der 15. Oktober) korrigiert.
Man begnügte sich dabei mit der Wiederherstellung der Verhältnisse zur Zeit des Konzils von Nicäa im Jahre 325, denn auf diesem Konzil wurden erstmals Beschlüsse über das Osterdatum gefasst. Der Frühlingsanfang hatte sich in dieser Zeit vom zur Zeit von Julius Cäsar zutreffenden 23. März auf den 21. März verschoben. Im Jahr 1583 fand in allen Ländern, die den neuen (gregorianischen) Kalender sofort angenommen hatten, der Frühlingsanfang dann wieder am 21. März statt.
Die aktuellen vorhergesagten (zyklischen) Daten der Mondphasen wurden durch Verschieben im reformierten Kalender um drei Tage auf früher korrigiert.
Bei der Suche nach einem geeigneten Zeitpunkt für die Reform war die Wahl auf den Oktober gefallen, da dieser Monat vergleichsweise wenige Heiligentage enthielt und die ausgelassenen Tage auf diese Weise nur eine geringe Störung des Heiligenkalenders verursachten.

Neue Jahreslänge (Sonnengleichung)

Um ein fortwährendes Abrücken des Frühlingsanfangs vom 21. März in Zukunft zu vermeiden, wurde im gregorianischen Kalender die Dauer des mittleren Kalenderjahres mit 365,2425 statt wie bisher mit 365,25 Tagen berücksichtigt. Die Verkürzung erfolgte mit Hilfe einer weiteren, übergeordneten Schaltregel, nach der diejenigen Säkularjahre (Jahre, deren Zahl durch 100 ohne Rest teilbar ist), deren Zahl dividiert durch 400 keine ganze Zahl ergibt, keine Schaltjahre sind. Danach waren die Jahre 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre. Die Jahre 1600 und 2000 waren Schaltjahre. Die Jahre 2100, 2200 und 2300 sowie 2500, 2600 und 2700 usw. werden ohne Schalttag sein (Sonnengleichung, Metemptose). Da aber bis zur ersten Anwendung dieser neuen Ausnahmeregel im Jahre 1700 noch 117 Jahre vergehen mussten, war der Frühlingsanfang im Kalender im Durchschnitt wieder um einen Tag zu früh. Er pendelte zwischen dem 19. und dem 21. März (anstatt um den 21. März).

Wer sich nach all den Daten nun denkt "Fein, dann haben wir eine neue Zeitrechung ab 1582." der ist schief gewickelt. Denn das Einführen des gregorianischen Kalenders ist eine Sache. Die Annahme dessen durch die einzelnen Staaten ist eine ganz andere. So ist der Kalender nicht sofort und überall übernommen worden.
Zuerst übernahmen die römisch katholischen Länder diesen neuen Kalender.
Lutheranische Länder und/oder andere folgten viel später! China z.B. führte den gregorianischen Kalender erst 1949 ein.

Hier eine Aufstellung der Länder und deren Daten wann sie den neuen Kalender annahmen:

Republik Venedig 1582

Heiliges Römisches Reich (HRR), katholische Reichsstände
(inkl. Erzherzogtum Österreich und der meisten katholischen Orte der Schweizerischen Eidgenossenschaft) 1582

Polen-Litauen, Königreich Spanien, Königreich Portugal und deren Kolonien 1582

Königreich Frankreich und Kolonien 1582

Südliche Spanische Niederlande (Gebiet des heutigen Belgien) 1582

Republik der Sieben Vereinigten Provinzen („Niederlande“): (Provinz Holland und Provinz Zeeland) 1582

Königreich Böhmen, Kanton Unterwalden 1584

Königreich Ungarn 1587

Fürstentum Siebenbürgen 1590

Herzogtum Preußen 1612

Elsässische Territorien (nun Königreich Frankreich) 1648

Kanton Wallis 1655

Königreich Dänemark, protestantische Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches 1700

Nordöstliche Niederlande 1700

Katholischer Teil des Kantons Glarus 1700

Die meisten reformierten Orte der Schweiz, etwa Basel, Bern, Genf, Schaffhausen und Zürich
1701

Kanton Appenzell-Ausserrhoden, Stadt St. Gallen und reformierter Teil des Kantons Glarus 1724

Großherzogtum Toskana 1750

Königreich Schottland 1752

Königreich England und Kolonien in Amerika 1752

Königreich Schweden 1752

Herzogtum Lothringen 1760

Hier lasss ich es mal gut sein, die nächsten Daten liegen nach 1800 und sind für uns somit nicht mehr relevant.
Benutzeravatar
Ike Godsey
1000er
1000er
 
Beiträge: 1055
Registriert: Sa 8. Dez 2012, 15:40
Wohnort: königreich bayern

von Anzeige » Fr 12. Dez 2014, 17:40

Anzeige
 

TAGS

Zurück zu Allgemeines

Wer ist online?

0 Mitglieder