Landwirtschaft




Alles zur Geschichte und zum Leben in den amerikanischen Kolonien im 18.Jh

Landwirtschaft

Beitragvon Christoph » Di 6. Apr 2010, 16:05

"Der Strich Landes, den die dreyzehn vereinigte Republiken zwischen dem Gebürge und dem Meere besitzen, beträgt in der Breite nur 67 Seemeilen: allein auf der Küste erstreckt er sich, vom Flusse St.Lroir angerechnet bis zu der Savannah in grader Linie auf 345 Meilen.in dieser Gegend ist der Boden überhaupt genommen meist sehr schlecht oder sehr mittelmäßig. In den am meisten gegen Norden liegenden Colonien wächst beinahe nichts, als Mays.
Fischerey ist das einzige, wovon die dortigen Einwohner nutzen haben, doch ist der jährliche Ertrag nicht über 6.000.000 Pfund.
das Korn ernährt hauptsächlich die Provinzien New-York, Jersey und Pensylvanien, Aber der Boden ist dort auch so schlecht geworden, daß ein Stück Landes, das fast bis auf 60 Scheffel Getreide trug, jetzt nur selten 20 giebt.
Obgleich Maryland und Virginien allen anderen Provinzen vorzuziehen ist, so kann man sie doch nicht für sehr fruchtbar halten. Die alten Plantagen bringen jetzt nur ein Drittheil soviel Tabak als vor Zeiten. Es ist auch nicht möglich, noch viele neuen dort anzulegen, die Leute mußten vielmehr auf eine andere Art sich zu nähen denken.
Das nordliche Carolina trägt zwar etwas Korn, aber so schlecht, daß es dort 25 bis 30 Cent weniger gilt, als an allen anderen Orten.
Der Boden in dem mittäglichen Carolina und Georgien ist bis auf 50 Meilen lang am Ocean ganz flach und eben der häufige Regen, der dort fällt, hat keinen Abfluß, und es entstehen daher eine Menge Sümpfe, die sowohl die freye Leute als auch die Sclaven zu ihrem großen Nachteril nur mit Reis [!] bebauen können. Auf dem Flecken, die mit dem so häufigem Wasser verschont bleiben, wächst schlechter Indigo, der alle Jahre wieder verpflanzt werden muß. Sobald mandort auf höheren Gegenden kommt, so findet man wieder (nicht lesbares Wort) nichts, als den störrischen (nicht mehr Lesbar)..."

Aus: Geschichte der Revolution von Nord America von Abt Raynal nebst Anmerkungen über diese Geschichte von Thomas Payne, Staats-Secretair des americanischen Congressen....
aus dem französischen Übersetzt, Berlin, 1786, p.200 f.
Standort: Havard University Libary/Google Books
"England's Georgel, Kaiser, König, Ist für Gott und uns zu wenig"
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Re: Landwirtschaft

Beitragvon Christoph » Di 6. Apr 2010, 16:12

Bei dem Buch handelt es sich um polit. Ansichten über die Revolution, der zitierte Teil steht am Ende der Schrift des Abtes.
Seine Aussage deckt sich teilweise mit Randbemerkungen aus einer Washington-Biographie die ich gelesen habe, in der erwähnt wird das Washington auf seiner Plantage von Tabakanbau zu breitgefächerter Landwirtschaft wechselte und neue Anbaumethoden testete da der Boden ausgelaugt war.
(die Biographie ist von "Georg Washington", Joseph-Thomas Göller, edition q, Berlin 1998)
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Re: Landwirtschaft

Beitragvon Christoph » Di 4. Mai 2010, 16:05

Hier noch die Anmerkung von Thomas Pain zu der Beschreibung:
"Wollte ich alle die groben Fehler rügen, die der Geschichtsschreiber in seiner Geographischen Schilderung der dreyzehn Staaten begangen hat; so würde ich weiter ins Detail gehen müssen, als ich mir vorgenommen habe." (p. 329, gleiches Buch)
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Re: Landwirtschaft

Beitragvon Corporal Jakobi » Mi 5. Mai 2010, 06:51

Äußerst aufschlußreich. Habe selbst immer wieder mal solche ähnlichen Passagen gelesen. Und wenn man nun bedenkt, daß die normale landwirtschaftliche Ausbeute zur damaligen Zeit sowieso nicht so toll war (Kornähren hatten ca. die Hälfte der heutigen Größe, Verlust durch Schädlinge, keine gedüngten Böden, etc.), und dann noch so eine negative Beurteilung, dürfte das für die normale Bevölkerung (selbständige Farmer) kein Zuckerschlecken gewesen sein.
Dann noch ein verregneter Sommer. Prost Mahlzeit.
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Re: Landwirtschaft

Beitragvon Christoph » Mi 5. Mai 2010, 17:46

"Außer den Vorteilen der Freyheit und der billigsten Gesetze, hat uns der Himmel ein Land geschenkt, welches uns durch die Verschiedenheit des Clima, überflüssig mit allem versorgt, was zum Unterhalte, Vergnügungen und Reichthume einer Nation erfordert wird. Wir besitzen in unsern eigenen Gränzen alle Mittel der Erhaltung, der Verteidigung und des Kaufhandels , und diese verschiedene Vortheile sind in den verschiedenen Provinzen dieses Landes, so gut vertheilt, als wolle uns die Natur dadurch zurufen: vertragt euch untereinander, und ihr werdet von den Ueberigen in der Welt nichts nötig haben.
Die nördlichen Provinzen liefern uns Ueberfluß von allerley Nothwendigkeiten und Bequemlichkeiten dieses Lebens; Eisen, Holz, Masten, Flachs, Rubensaat etc. unsere Erndten sind so gesegnet, daß beinahe im ganzen Land zweymal so viel Korn eingesammelt wird, als unsere Einwohner nöthig haben. Aus Georgien und Carolina ziehen wir für uns und Fremde Indigo, Reis, Hanf etc. Virginien und Maryland bringen Korn und Tobak, und jede Nation die dergleichen Produkte nicht hat, wird ihre Manufactur Waaren gerne mit uns tauschen."

Aus: Rede des Samuel Adams an die Versammlung zu Philadelphia, gehalten den 1. August, 1776;
(pp 65f. Merkwürdige Briefe und Schriften der berühmtesten Generale... Hrsg. Johann Zinner, Augsburg 1782)
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Re: Landwirtschaft

Beitragvon Christoph » Mi 5. Mai 2010, 17:48

Es handelt sich hierbei um eine politische Rede, die Mengenangaben würde ich kritisch betrachten, wer sagt schon mitten in einer Krise gern das die Wirtschaft nicht so super läuft etc.
Aber die Angaben über angebaute Pflanzen und ihre Anbauregionen sind doch recht aufschlussreich.
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