Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäusern?




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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Captain » So 3. Apr 2016, 22:57

Hallo Albert,

nach Lage der Dinge hast Du da eine komplexe Thematik zur Diskussion gestellt :-).

Bislang habe ich nun keine wirklich konkrete Antwort gefunden auf Deine Fragestellung, aber nachdem was ich als Unbedarfter bisher ausgegraben und gelesen habe waren wohl die Reichen/Herrschaftlichen schon eine ganze Ecke weiter über den offenen Kamin hinausgekommen, demnach wurde wohl schon 1716 eine Zentralheizung mit Warmwasserkreislauf erfunden und wohl auch zur Beheizung herrschaftlicher Gebäude verwendet. Des Weiteren auch Kachelöfen und Kaminöfen, die demnach wohl im 16.-17. Jahrhundert aufgekommen sind. Brennstoffe waren da wohl Holz und Kohle. Das abbrennen von Kohle im offenen Kamin muss wohl wegen dem Abgasverhalten und der Vegiftungsgefahr für die Menschen nicht unproblematisch gewesen sein...

Ich habe Dir unten nachfolgend ein paar Links zum selbst studieren aufgeführt. Diese sollen Dir mal als erste Orientierungshilfe dienen. Ich werde dann mal weiter suchen in der Hoffnung, fündig zu werden in Bezug auf die Beantwortung Deiner Fragestellung.

http://www.schornstein-ofen.de/kachelofen.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Kachelofen

http://www.was-war-wann.de/geschichte/g ... eizung.htm

http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D16231.php


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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Carl » Do 7. Apr 2016, 16:23

Tach, ich habe das aus dem Buch Vergessene Haushaltstechniken von John Seymour.
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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Carl » Do 7. Apr 2016, 18:21

Albert hat geschrieben:Prima....jemand der "mitarbeitet".
Danke dafür.
Das mit der frühen Kohlegewinnung und ihrer Nutzung, ja, das liest man recht häufig.
Sieht man doch, wie früh schon Kachelöfen entwickelt waren, welche nun im geschlossenen System sehr gut Kohle
verbrennen konnten. Jedoch brennen eiserne Einsätze durch häufigen Kohle-Gebrauch rasch durch.
Kernfrage welche ich stellte war.....gab man Kohle in offene Kamine?
Ich denke mal....hier war es schriftstellerische Freiheit.
Oder wie seht ihr das?

Also, so wie ich das Buch verstehe und die Beschreibung, dass nur in den geschlossenen Öfen und nicht in Kaminen Kohle verbrannt wurde. Ich benutze in meiner Werkstatt einen Kohleofen und die Kohle stinkt, hat nicht so einen angenehmen Geruch wie Holz. Auch deswegen kann ich mir nicht vorstellen, in einer offenen Feuerstelle Kohle abzubrennen. Zum durchbrennen eiserner Roste, das ist richtig, aber die meisten bestehen aus Gußeisen und dieses ist sehr Hitzebeständig, deswegen sieht man auch in Schmieden nur Gußeiserne Gebläse und Roste.
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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Captain » Fr 8. Apr 2016, 00:27

Folgendes möchte ich zu diesem vorliegenden Thema aus medizinischer Sicht noch zu bedenken geben:

...also von der medizinischen Seite her gesehen gehe ich eigentlich davon aus, dass die Menschen des 18. Jhdts., so wie auch wir heute - wenn wir den offenen Kamin nicht mittels Glas etc. gasdicht schließen können - auf die Verheizung von Kohle in einem offenen Kamin verzichteten.
Warum?
Weil durch das verheizen von Kohle und dem ausglühen derselben einfach zuviel Kohlenmonoxid entsteht, was in offenen Feuerstellen in geschlossenen Räumen eine beträchtliche Gefahr nach sich zieht. Hat nun so ein offener Kamin keinen optimalen Zug, oder bläst auch nur der Wind in den Kamin, bzw. es herrschen Inversionswetterlagen, oder auch sonst ungünstige Luftdruckverhältnisse vor, so verteilt sich das Kohlenmonoxid in der Raumluft. Denn Kohlenmonoxid ist so leicht oder schwer wie Luft (im Gegensatz zum Kohlendioxid, welches am Boden unten einen "CO2-Stausee" bildet da es schwerer ist als Luft und absinkt), geruchlos, hochgiftig, und ab einer gewissen Konzentration auch hocheplosiv! Atmet der Mensch Kohlenmonoxid ein, so dockt dieses beim Gasaustausch in den Alveolen (Lungenbläschen an den Verästelungen der Bronchien) der Lunge, an den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) an. Die Erythrozythen transportieren nämlich den Sauerstoff von der Lunge weg hinaus zu den Körperzellen und versorgen so den ganzen Körper mit Sauerstoff. Durch das andocken des Kohlenmonoxids an die Erythrozyten werden diese aber für den Sauerstofftransport blockiert und der Körper kommt somit in den anaeroben Bereich (Zyanose) - sprich der Mensch stirbt durch ersticken. Hier greift dann leider ab einer gewissen Konzentration von Kohlenmonoxid im Körper auch keine medizinische Sauerstoffnotversorgung mehr, weil auch dieser Sauerstoff vom Kohlenmonoxid an den Erythrozyten abgewiesen wird. Die einzige Chance wäre dann noch den Betroffenen z. B. in eine Druckkammer zu verbringen und zu versuchen ihn in eine z. B. fiktive Tauchtiefe von ca. 40m etc. (je nach Kohlenmonoxidkonzentration im Körper) zu verbringen um dadurch zu erreichen, dass das Kohlenmonoxid so gut als möglich von den Erythrozyten weggedrückt wird, und auf diese Weise dann etwas Sauerstoff zugelassen wird. Eine sehr komplexe Angelegenheit. Geht oft genug schief...
Für die Menschen des 18. Jhdts. aber gab es ganz bestimmt keine Chance mehr wenn das mal passiert ist. Sie wurden in ihren Räumen in einem solchen Falle immer müder, schliefen ein und wachten nicht mehr auf. Ich persönlich denke deshalb, dass nach den ersten Problemfällen durch Kohleabbrandversuche im offenen Kamin die damaligen Menschen zwar nicht wußten warum ihre Zeitgenossen gestorben sind, aber bestimmt so schlau waren festzustellen, dass es vermehrt beim Kohleabbrand vorkam. Deshalb denke ich persönlich, es wurde - sofern dies überhaupt mehrheitlich versucht worden ist alsbald wieder darauf verzichtet Kohle - sagen wir mal außerindustriell - zu verheizen.

Aus diesem geschilderten Grunde heraus schon alleine gehe ich persönlich eigentlich davon aus, dass das angebliche verheizen von Kohle in den Herrschaftshäusern des 18. Jhdts. in dem von Albert gelesenen Roman allein der Fantasie/künstlerischen Freiheit des Autors entsprungen ist...

Zeitlich war ich bisher leider verhindert Albert explizit in Richtung Deiner Fragebeantwortung weiter zusuchen und zu recherchieren. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben :-).

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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Ike Godsey » So 10. Apr 2016, 10:15

Unbestritten hat Kohlebefeuerung wohl die besseren Resultate als Holzfeuer (Menge in Bezug auf Heizqualität und Brenndauer).

Dennoch, die Frage die ich mir dabei stelle ist, in wie weit kann das für unser bevorzugtes Land übertragen werden, in dem sich die Geschichte abspielte, die wir nachzustellen versuchen?

Ich überlege mir dabei, die groß dieses Land ist und damals aufgrund der fehlenden Bahnverbindungen "noch größer" erschien, wie die Verbreitung eines Brennstoffs war und wie hoch die Notwendigkeit dafür - immerhin hatte man ja Holz in Hülle und Fülle vor der Haustüre.
Kohle hingegen musste ggf. über weiter Strecken herangeschafft werden.

Weiterhin denke ich, dass eine Förderung der Kohleförderung sicherlich mit der Industrielisierung einher ging, der "Rust Belt" sei hier mal stellvertetend genannt.
(Der Rust Belt, früher Manufacturing Belt, ist die älteste und größte Industrieregion der USA. Er erstreckt sich im Nordosten der USA entlang der Großen Seen von Chicago über Detroit, Cleveland und Pittsburgh bis an die Ostküste zu den Ausläufern der Metropolregionen Boston, Washington, D.C. und New York City. Damit umfasst er Teile der Staaten Illinois, Indiana, Michigan, Ohio, Pennsylvania, New York und New Jersey.)

Es ist zwar bekannt, dass in Virgina der Steinkohle abbau bereit in den 1730er Jahren begann systematisch in Midlothian in Virginia, und gehört neben Erdöl zu den wichtigen heimischen Energieträgern. Die Stahlerzeugung und Industrialisierung ging vom sogenannten Rust Belt aus. Dennoch begann in den USA die Industriealisierung erst nach der Revolution von 1776.

Die erste Manufaktur war eine von einem Einwanderer aus England 1790 gegründete Baumwollspinnerei. Es folgten weitere textilverarbeitende Betriebe, die meist an den Flüssen Neu-Englands errichtet wurden. Die Hafenstädte an der Ostküste waren damals Einfallstore für die europäischen Einwanderer (man darf nicht vergessen, dass die Häfen das ganze Jahr über schiffbar waren!) und wichtige Handelsplätze, doch diese Industrien gehörten nicht zum Rust Belt, der viel mehr durch Schwerindustrie, Eisen, Kohle und Stahl als durch Textilien und Handel geprägt ist.

Durch die Erschließung der Steinkohle und Erzreviere in den Appalachen ab 1893 sowie der Eisenerzvorkommen am Ohio River ab 1765 verlagerte sich das Wachstum in das westliche Pennsylvania. Die beginnende Erdölförderung in Titusville (Pennsylvania) ab 1859, die die Grundlage für die spätere Standard Oil Company bildete, beschleunigte den Vorgang zusätzlich. Dies führte zum starken Ausbau des Eisenbahnnetzes in den USA.

Wenn ich dann also in der Zeit etwas weiter weg vom 18. Jahrhundert gehe, sagen wir die Zeit eines Mark Twain und weiter bis hin zu den Eisenbahnen, also sagen wir nach 1870, und ich mir ansehe, wie lange die Dampfschiffe des Mississippi und die Eisenbahnen die die Prärien durchquerten auf Holzfeuer setzten, dann kann es auch 100 Jahre früher nicht all zu weit mit der Kohlebefeuerung hergewesen sein.

Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Christoph » Mo 11. Apr 2016, 20:51

"Kohlen=Feuer , im g. L. Kohl=Feuer, glühende Kohlen als ein Feuer betrachtet, im Gegensatze des Flammen=Feuers. Die Knechte und Diener hatten ein Kohlen=Feuer gemacht, und wärmten sich, Joh. 18, 18."

aus: Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz (Onlineausgabe)

"Kohlen=Sack. 1. Ein Sack, Kohlen darin aufzubehalten und fortzuschaffen.
2. In den chemischen Oefen, der mittelste Raum des Ofens gleich über dem Roste, in welchem die Kohlen zu liegen kommen"

aus: Oekonomische Encyklopädie von J. G. Krünitz (Onlineausgabe)

Da wäre es interessant herauszufinden, was ein chemischer Ofen ist.
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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Pat » Di 12. Apr 2016, 05:33

Wenn ich Chemische Öfen google dann bekomme ich einen Verweis zu einem Rembrandt Gemälde von 1658. Name des Bilde ist "Aktmodel mit Ofen". Das ist leider kein Nachweis für den Chemischen Ofen, aber irgendwie könnte ich mir vorstellen das der Ofen in die Richtung Chemischer Ofen geht. Denn wenn ich weiter suche bei Tante Google bekomme ich ganz viele "Hochöfen" zur Eisenproduktion. Also ein hoher Ofen wie in dem Bild. Weiter kommt man beim suchen dann auch zu Alchemistischen Ofentypen. Bei einem wurde beschrieben:

"Im 16. Jahrhundert kam mit dem sogenannten Bequemlichkeitsofen (auch fauler Heinz oder Piger Henricus genannt) ein Ofentyp in Gebrauch, der über einen gesonderten Schacht für das Brennmaterial verfügte. Aus diesem Schacht rutschte die Holzkohle stetig nach, so dass verbrauchtes Brennmaterial automatisch nachgefüllt wurde."

Aber das alles zusammen ist nur Spekulation. :mrgreen:

http://images.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.zeno.org%2FKunstwerke.images%2FI%2F313D105a.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.zeno.org%2FKunstwerke%2FB%2FRembrandt%2BHarmensz.%2Bvan%2BRijn%253A%2BWeibliches%2BAktmodell%2Bbeim%2BOfen&h=2948&w=2380&tbnid=DYUIjZSaRHLU4M%3A&docid=WADeNHZBK2_aGM&ei=62kMV-b5BYbyUOKcp9AI&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=290&page=3&start=64&ndsp=33&ved=0ahUKEwimm77ZkojMAhUGORQKHWLOCYoQMwioAShDMEM
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Re: Kohlefeuerung Mitte des 18. Jahrh. in engl. Herrenhäuser

Beitragvon Christoph » Di 12. Apr 2016, 08:11

"Ofenkohle , oder Ziegelkohle, eine Art schwacher Steinkohlen, welche nicht so viele brennbare Theile enthält, und deshalb auch nur zu solchen Feuerungen gebraucht wird, wo man keinen heftigen Grad der Hitze anwenden darf. Man findet sie in verschiedenen Steinkohlenflötzen. S. im Art. Pfeil-IconSteinkohle."

auch Krünitz...
Allerdings muss man hier bedenken, dass Krünitz eine Enzyklopädie des deutschsprachigen Raums geschrieben hat, Abweichungen zum angelsächsischen Raum also vorhanden sind. Die Enzyklopädia Britannica könnte dort weiterhelfen.

(ein chemischer Ofen wird bei Krünitz als Ofen eines Chemikers beschrieben.)
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