Preußische Muskete M 1740




Hier ist Platz für dies und das rund ums Hobby, von der Vermählung bis zur Gebrauchtwaffe.

Preußische Muskete M 1740

Beitragvon Lederstrumpf » Mi 4. Nov 2015, 15:20

Da hier im Forum ja echt tote Hose ist (warum weiß der Geier)
hier mal ein kleiner Bericht der jüngsten Neuerwerbung, die ich in einem anderen Forum bereits vorstellte:

Darf ich vorstellen:

Preußische Muskete M 1740.

Die Muskete weist die Verbesserungen von 1773 auf, wie den zylindrischen Ladestock und die dazu gehörenden großen Ladestockröhrchen.
Mit Hilfe des zylindrischen Ladstocks, der an seinem unteren Ende immer noch ca. 10 mm dick ist, entfiel das Drehen des Ladestocks und damit verbunden erhoffte man sich noch schnellere Schussfolgen.
Die Muskete hat noch kein konisches Zündloch. Das wurde 1780 eingeführt und sollte das Beschicken der Pfanne mit Pulver einsparen. Der Soldat schloss die Batterie, biss die Patrone auf, schütte das Pulver in den Lauf und setzte die Kugel mit dem Papier. Anschließend musste er nur noch die Muskete leicht drehen. Dadurch rieselte ein Teil der Ladung durch das innen aufgeweitete (konische) Zündloch in die Pfanne und die Flinte war feuerbereit. Das sparte ebenfalls Zeit und ergab wiederum schnellere Schussfolgen, zumindest in der Theorie.

Die vorliegende Muskete entspricht in allen Abmessungen den Angaben in der Literatur. Der anfängliche Verdacht, die hervorragend erhaltene Waffe sei ein Nachbau, zerstreute sich nach dem Vermessen und Zerlegen zur Reinigung. Nicht nur die exakten Maße überzeugten, sondern auch die glaubhafte Verwendung von Abnahmestempel bzw. Inspekteurszeichen auf diversen Teilen. Für einen Nachbau viel zu aufwändig und unnötig.

Die Waffe ist rostfrei, ja, es finden sich nicht mal Rostpickel oder gar Narben, sowohl außen als auch im zerlegten Zustand. Die Laufseele präsentiert sich glatt und eben. Lediglich außen auf dem Lauf fand sich leichter Flugrost, der leicht wegpoliert werden konnte.
Es gibt kein altes Fett oder verharztes Öl, Eisenteile sehen aus wie gerade geschmiedet bzw. gefeilt und Messingteile sehen aus, als ob sie gerade aus der Gussform gefallen sind. Die ganze Waffe wirkt, als sei in einer Zeitmaschine gereist, so perfekt sieht manche Replika nach 10 Jahren nicht aus.
Das Schloss funktioniert einwandfrei und schlägt kräftige Funken. Zwei Schrauben im Schloss sind definitiv ersetzt, auch die Feder der Abzugsstange schein ersetzt worden zu sein, da diverse Einschläge im Schlossblech zeigen, das offensichtlich Federn mit unterschiedlich angebrachten Haltewarzen verwendet wurden.
Ebenfalls neueren Datums ist die Verbindungsschraube zwischen Schwanzstück und Abzugsblech.

Der Schaft präsentiert sich so perfekt, dass hier der Verdacht auf einen Austausch in jüngerer Vergangenheit noch besteht.

Hier nun einige Bilder. Detailaufnahmen stelle ich auch gerne ein, wenn Interesse besteht

Viel Spaß damit und Grüße

Lederstrumpf

Typischer "Kuhfuß"-Hinterschaft
M1740-3.jpg


Schloss mit Gravur "POTZDAMMAGAZ" und "S et D" (für Splitgerber und Daum, Herstellername der Manufaktur in Potzdam)
M1740-1.jpg


Hinterschaft mit Daumenblech "FR" für "Fredericus Rex" (Friedrich II.)
M1740-4.jpg


Unterseite der Muskete mit den großen Ladestockröhrchen
M1740-2.jpg
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von Anzeige » Mi 4. Nov 2015, 15:20

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Re: Preußische Muskete M 1740

Beitragvon Lederstrumpf » Fr 6. Nov 2015, 09:09

Danke, Albert, für Deine Glückwünsche!
Wenn's um so etwas geht, scheine ich manchmal gutes Glück zu haben, wenn es um die Gesundheit geht eher weniger, zumindest in diesem Jahr.
Wie auch immer, Deine Hoffnung erfüllt sich wohl nicht, in diesem Forum scheint wirklich Flaute zu herrschen.

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Re: Preußische Muskete M 1740

Beitragvon Christoph » So 8. Nov 2015, 11:25

Wenn du dir 100% sicher sein willst, dass es keine Repro ist, frag doch mal im Zeughaus Kinnemann nach, die bauen glaube ich 1:1 Nachbauten. Und ggf "The Rifleschoppe". Auf den Bildern sieht das Gehwehr wirklich sehr neu aus.
"England's Georgel, Kaiser, König, Ist für Gott und uns zu wenig"
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Re: Preußische Muskete M 1740

Beitragvon Ike Godsey » Fr 13. Nov 2015, 09:09

Albert hat geschrieben:Stimmt!
Bei diesem Stück sollte man wirklich mal...hinterfragen.
Schade, dass sich nicht mehr Interessierte/Informierte zu Wort melden.
:-(


Wozu? Es ist doch alles gesagt. Die Wumme kennt man. Meines Wissens gibt's 3 Hersteller von Repliken dieser Muskete. Zwei hat Corp schon genannt. Der oder die Dritten sind die Inder.
Mein Bruder hat alle drei und alle gleichen sich irgendwie. Somit Ja, es ist Vorsicht geboten.

EDIT:
Es ist bekannt, dass die Amis - also die Revoluzer - so ziemlich alles in Dienst stellten was auch nur irgendwie einer Muskete ähnlich sah. Logisch - sie hatten ja fast nichts, waren also auf die "Lieferungen aus Feindeshand" teilweise angewiesen.

Als "the hessians" - die ja nicht nur aus den hässlichen Jäger bestanden, sondern auch als reg. Infanterie Einheiten in Amerika ihren Dienst taten, welchhe mit der 1740er Muskete bewaffent waren - in New York gefagen gehalten wurden, bekamen sie nach dem Ende des Konflikts ihre Musketen wieder zurück. Ein Zeichen, wie globig und schwer diese Waffen waren. Denn die Bess der Briten blieben in den Händen der Amis, auch die franz. Waffen blieben in den USA.

Meine Erfahrungen mit der 1740er sind ähnlich. Schwerer als meine Lonng Land Pattern Musket, bei einer Länge einer Short Land Pattern (42 Inch Lauf!). Ich hielt die 1740er immer für einen schweren Prügel, den man besser schmeisst als damit schießt.
die 1728er Französin hingegen ist eine um Klassen bessere Waffe - wesentlich schlanker somit "handier" und mit kleinerem Kaliber.

Ich habe für einen Bekannten aus einer 46" Lauf 1728er eine 40" Lauf Ranger Musket gemacht. Dann wird dass Ding erst richtig handzahm. ein echtes Wunder was 6" weniger Gesamtlänge ausmachen. Und schießen tut das Ding danach ebenso genau oder ungenau wie vorher. Im Vergleich zur 1740er hat die 1728er klar die Nase vorn und als "Ranger Musket" erst recht.
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Re: Preußische Muskete M 1740

Beitragvon Lederstrumpf » Fr 13. Nov 2015, 13:23

Nein Albert,
ich bin nicht enttäuscht. Denn der Preis, den ich bezahlte, wäre auch für einen vermeintlichen Nachbau ein echtes Schnäppchen.
Aber im Gegensatz zu den Kollegen, die nur vermuten, dass es ein Nachbau ist, habe ich die Waffe zerlegt und bin mir sicher, dass es ein Original ist. Sicher sind Teile ersetzt worden, einige davon habe ich auch schon identifiziert, aber 95% der Metallteile sind definitiv original. Jedes Teil wurde im ausgebauten Zustand fotografiert, vermessen und mit der einschlägigen Literatur abgeglichen und alle Prüfstempel und Meistermarken dokumentiert.
Demnächst vergleiche ich meine Muskete mit der Muskete eines Bekannten, der einen hervorragenden Nachbau von The Rifle Shoppe besitzt. Mit indischen Musketen oder der vom Zeughaus Kinnemann brauche ich nicht zu vergleichen. Wer die Bilder des Schlosses meiner Muskete mit z. B. dem Schloss einer indischen vergleicht, weiß warum ich das schreibe. Auch bei der Kinnemann-Muskete gibt es Details, die nicht originalgetreu sind, wie die von außen verschraubte Batteriefeder. Ein genauerer Vergleich erübrigt sich also.
Außerdem versichert der Vorbesitzer glaubhaft, dass er die Waffe vor 25 Jahren aus dem Bestand eines in Auflösung begriffenen Museums übernommen habe und weiterhin berichtet er, das er die Waffe auch geschossen habe. Letzteres ist sehr gut möglich, die Schlossfunktion ist einwandfrei mit kräftigen Funken.
Sollte sich bei dem Vergleichen aller Bauteile mit den der Muskete von Rifle Shoppe dann aber doch herausstellen, dass die ganze Waffe ein Nachbau ist, ist er mit allen Markierungen, Meistermarken, Prüfstempeln, geschmiedeten Schrauben etc. so perfekt in detaillierter Übereinstimmung mit der Literatur, dass er weit mehr wert ist, als das, was ich bezahlte.

Für mich ist das ein spannendes Thema, ich halte Euch auf dem Laufenden.

Grüße

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Re: Preußische Muskete M 1740

Beitragvon Ike Godsey » Sa 14. Nov 2015, 23:43

Albert hat geschrieben:Also handelt es sich hier um eine Replika.


???? Hab ich das gesagt???? :shock: :o
Ich sagte es gibt 3 Replika Hersteller die diese Muskete bauen.
Ob das eine Replik ist oder nicht, kann man nur sagen wenn man das Ding selbst untersucht hat.
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