Da hier im Forum ja echt tote Hose ist (warum weiß der Geier)
hier mal ein kleiner Bericht der jüngsten Neuerwerbung, die ich in einem anderen Forum bereits vorstellte:
Darf ich vorstellen:
Preußische Muskete M 1740.
Die Muskete weist die Verbesserungen von 1773 auf, wie den zylindrischen Ladestock und die dazu gehörenden großen Ladestockröhrchen.
Mit Hilfe des zylindrischen Ladstocks, der an seinem unteren Ende immer noch ca. 10 mm dick ist, entfiel das Drehen des Ladestocks und damit verbunden erhoffte man sich noch schnellere Schussfolgen.
Die Muskete hat noch kein konisches Zündloch. Das wurde 1780 eingeführt und sollte das Beschicken der Pfanne mit Pulver einsparen. Der Soldat schloss die Batterie, biss die Patrone auf, schütte das Pulver in den Lauf und setzte die Kugel mit dem Papier. Anschließend musste er nur noch die Muskete leicht drehen. Dadurch rieselte ein Teil der Ladung durch das innen aufgeweitete (konische) Zündloch in die Pfanne und die Flinte war feuerbereit. Das sparte ebenfalls Zeit und ergab wiederum schnellere Schussfolgen, zumindest in der Theorie.
Die vorliegende Muskete entspricht in allen Abmessungen den Angaben in der Literatur. Der anfängliche Verdacht, die hervorragend erhaltene Waffe sei ein Nachbau, zerstreute sich nach dem Vermessen und Zerlegen zur Reinigung. Nicht nur die exakten Maße überzeugten, sondern auch die glaubhafte Verwendung von Abnahmestempel bzw. Inspekteurszeichen auf diversen Teilen. Für einen Nachbau viel zu aufwändig und unnötig.
Die Waffe ist rostfrei, ja, es finden sich nicht mal Rostpickel oder gar Narben, sowohl außen als auch im zerlegten Zustand. Die Laufseele präsentiert sich glatt und eben. Lediglich außen auf dem Lauf fand sich leichter Flugrost, der leicht wegpoliert werden konnte.
Es gibt kein altes Fett oder verharztes Öl, Eisenteile sehen aus wie gerade geschmiedet bzw. gefeilt und Messingteile sehen aus, als ob sie gerade aus der Gussform gefallen sind. Die ganze Waffe wirkt, als sei in einer Zeitmaschine gereist, so perfekt sieht manche Replika nach 10 Jahren nicht aus.
Das Schloss funktioniert einwandfrei und schlägt kräftige Funken. Zwei Schrauben im Schloss sind definitiv ersetzt, auch die Feder der Abzugsstange schein ersetzt worden zu sein, da diverse Einschläge im Schlossblech zeigen, das offensichtlich Federn mit unterschiedlich angebrachten Haltewarzen verwendet wurden.
Ebenfalls neueren Datums ist die Verbindungsschraube zwischen Schwanzstück und Abzugsblech.
Der Schaft präsentiert sich so perfekt, dass hier der Verdacht auf einen Austausch in jüngerer Vergangenheit noch besteht.
Hier nun einige Bilder. Detailaufnahmen stelle ich auch gerne ein, wenn Interesse besteht
Viel Spaß damit und Grüße
Lederstrumpf
Typischer "Kuhfuß"-Hinterschaft
Schloss mit Gravur "POTZDAMMAGAZ" und "S et D" (für Splitgerber und Daum, Herstellername der Manufaktur in Potzdam)
Hinterschaft mit Daumenblech "FR" für "Fredericus Rex" (Friedrich II.)
Unterseite der Muskete mit den großen Ladestockröhrchen