Gewehre putzen in dt. Landen 1744




Alles was in den Zeitrahmen passt, aber auf der Falschen Seite des Teiches passiert ist....

Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon Christoph » Di 17. Sep 2013, 15:19

„... Das Gewehr sauber und vor Rost zu bewahren, nimt man gutes altes Lein-Oel ein Pfund, und Wachs drey Viertel-Pfund, diese beide zerlässt man durch einander, damit streichet man das Eisenwerck an, wenn es vorhero sauber abgeputz werden, so wird es nicht weiter rosten. Wenn man aber die Rostflecken aus dem Gewehr bringen will, so nehme man Lein-Oel, Weinstein-Oel, Bley-Oel, Mandel-Oel, Spick-Oel,Roßmarien-Oel, Terpentin-Oel, Baum-Oel, indes ein Loth, Kapauen-Schmalz, Dachsen-Schmalz, Wild-Katzen-Schmalz, Klauen-Fett, Hirschmarck, iedes ein Loth, destossener Schmirgel, Bimsen-Stein, iedes zwey Loth, Rosen-Oel, vier Loth. Das wilde Katzen-Fett, oder Schmalz, zerlässt man in einem sauberen glasurten Tiegel, thut hernach Oele mit gesiebtem Hammerschlag dazu, rühret es wohl untereinander zu einem Mus, verwahrt es hernach wohlverbunden aufs beste. So man nun die Rost-Flecken an Gewehren und Büchsen verreiben will, so beschmiert man mit dieser Salbe die Rost-Flecken, und reibt sie hernach mit einem sauberen leinen oder wollenden Lappen wohl ab, so gehen die Rost-Flecken alle hinweg, als wenn sie niemahlen da gewesen wären; Endlich poliert man das Gewehr mit Zinn-Asche, so wird es wieder hell und blanck. Wollte die Rost-Salbe etwan zu dicke werden, so muß selbige mit Weinstein-Oel wieder erweicht werden. Wenn an einem Schieß-Gewehr, Rohr- oder Pürsch-Büchse das Zündloch sehr verrostet ist, so verstopfe man selbiges mit Wachs, und fülle den Lauf mit Menschen-Harn an, lasse denselben ein paar Tage und Nacht stehen, und putze oder ziehe alsdenn das Rohr, Flinte oder Büchse nebst dem Zünd-Loch mit obbesagter Materie aus.“


Allgemeines öconomisches Lexicon. D. Georg Heinrich Zinke. Leipzig. 1744. S. 947
"England's Georgel, Kaiser, König, Ist für Gott und uns zu wenig"
German Battalion 1776-1781


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Re: Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon Ike Godsey » Di 17. Sep 2013, 15:32

cool!
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Re: Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon macbeith » Di 17. Sep 2013, 17:40

Beim Kapaunenschmalz sehe ich auch Probleme. Alles andere gibts doch bei uns im Wald ;)

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Re: Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon trommlerjunge » Di 17. Sep 2013, 18:09

kapaunen sind kastrierte hähne,das machte man damals so damit sie noch fetter und grösser wurden
ich denke mal da wird man mit hühnerschmalz wohl aufs selbige resultate folgen.dachs und wildkatzenschmalz stinkt wie sau,gibt es auch noch (unbezahlbar),aber lässt sich bestimmt prima mit murmeltierfett aus dem apothresen ergänzen,ich habe auch schon mal irgendwo einen bericht
von pferdeschmalz und bimsmehl gemisch gelesen,
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Re: Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon macbeith » Di 17. Sep 2013, 18:39

Hühnerschmalz ist nicht ganz dasselbe. Man braucht 10 Hühner für die gleiche Menge Schmalz wie bei einem Kapaun,
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Re: Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon Hessenjaeger » Mi 18. Sep 2013, 07:03

corp. haarmann hat geschrieben:„... Das Gewehr sauber und vor Rost zu bewahren, nimt man gutes altes Lein-Oel ein Pfund, und Wachs drey Viertel-Pfund, diese beide zerlässt man durch einander, damit streichet man das Eisenwerck an, wenn es vorhero sauber abgeputz werden, so wird es nicht weiter rosten. Wenn man aber die Rostflecken aus dem Gewehr bringen will, so nehme man Lein-Oel, Weinstein-Oel, Bley-Oel, Mandel-Oel, Spick-Oel,Roßmarien-Oel, Terpentin-Oel, Baum-Oel, indes ein Loth, Kapauen-Schmalz, Dachsen-Schmalz, Wild-Katzen-Schmalz, Klauen-Fett, Hirschmarck, iedes ein Loth, destossener Schmirgel, Bimsen-Stein, iedes zwey Loth, Rosen-Oel, vier Loth. Das wilde Katzen-Fett, oder Schmalz, zerlässt man in einem sauberen glasurten Tiegel, thut hernach Oele mit gesiebtem Hammerschlag dazu, rühret es wohl untereinander zu einem Mus, verwahrt es hernach wohlverbunden aufs beste. So man nun die Rost-Flecken an Gewehren und Büchsen verreiben will, so beschmiert man mit dieser Salbe die Rost-Flecken, und reibt sie hernach mit einem sauberen leinen oder wollenden Lappen wohl ab, so gehen die Rost-Flecken alle hinweg, als wenn sie niemahlen da gewesen wären; Endlich poliert man das Gewehr mit Zinn-Asche, so wird es wieder hell und blanck. Wollte die Rost-Salbe etwan zu dicke werden, so muß selbige mit Weinstein-Oel wieder erweicht werden. Wenn an einem Schieß-Gewehr, Rohr- oder Pürsch-Büchse das Zündloch sehr verrostet ist, so verstopfe man selbiges mit Wachs, und fülle den Lauf mit Menschen-Harn an, lasse denselben ein paar Tage und Nacht stehen, und putze oder ziehe alsdenn das Rohr, Flinte oder Büchse nebst dem Zünd-Loch mit obbesagter Materie aus.“


Allgemeines öconomisches Lexicon. D. Georg Heinrich Zinke. Leipzig. 1744. S. 947


Hallo Christoph,
wenn Du wieder mal dieses Entroster-Fett herstellst, kaufe ich Dir ein Pfund zur Pflege meiner
Schießprügel ab ;)

Gruß
Christoph
Nescit pericula
. . . und immer schön das Pulver trocken halten!
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Re: Gewehre putzen in dt. Landen 1744

Beitragvon Ike Godsey » Mi 18. Sep 2013, 08:46

schliesse mich dem hässlichen jäger vollinhaltlich an. ;)
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