Grundausstattung 18. Jahrhundert




Was gab es und wie hat es ausgesehen ?

Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Corporal Jakobi » Di 20. Apr 2010, 15:25

Hallo liebe Hobbyfreunde,

um es einem Neueinsteiger etwas leichter zu machen sich zu orientieren, möchte ich hier einmal damit anfangen die Grundausstattung, die jemand braucht, der einen Bewohner einer kleineren kolonialen Siedlung, eines Dorfes oder einer Stadt darstellen möchte.

1. einen Dreispitz

Z.B. von Jas. Townsend http://jas-townsend.com/index.php?cPath ... ce890abe5f oder HOGOUAHO hier im Forum.

2. ein Hemd

Bild
Das Schnittmuster für dieses Hemd ist bei Nehelenia unter http://www.neheleniapatterns.com/html/b ... shirt.html zu finden.

Wichtig ist wenn Ihr jemanden darstellt der arbeitet oder bei der Miliz ist, verzichtet auf die Rüschen, wer jemals mit Rüschenärmel versucht hat zu arbeiten weiß was ich meine...

3. Hosen

Für Bewohner des Urbanenbereichs kommen eigentlich nur zwei Formen in Frage Breeches oder Fall Front Trousers, Overall Trousers waren eher militärische Bekleidung.

Breeches:
Die Breeches waren wohl am meisten verbreitet und es gab um 1770 zwei Grundformen einmal die etwas veralterte Form der Fly Front Knee Breeches die mit einer Knopfleiste versehen war und die zeitgemäßere Form der Fall Front Knee Breeches die mit einer Latzklappe versehen war.

Bild

Fly Front Knee Breeches
Zu beziehen durch reenactors.de
http://www.reenactors-shop.de/product_i ... eches.html

Bild

Fall Front Knee Breeches
Zu beziehen durch reenactors.de
http://www.reenactors-shop.de/product_i ... eches.html

Fall Front Trousers
Waren in der Regel Arbeitshosen geschnitten wie Breeches aber mit langen Beinen, dies Hosen setzten sich dann so etwa 1790 auch als normale Kleidung durch und kamen in Mode.

Bild
Zu beziehen durch Nehelenia
http://www.neheleniapatterns.com/html/body_kk4303.html

4. Weste/Waistcoat

Bei der Weste gibt es zwei Formen einmal die lange Form die so um 1750 getragen wurde und die Kurze modernere die so um 1770 getragen wurde.

Die Weste wurde unter dem Gehrock getragen und es war nicht üblich sich nur in Weste also "Hemdsärmlich" in der Öffentlichkeit zu bewegen.

Zum Arbeiten oder in der Stube (im Privatemrahmen) konnte der Gehrock aber ausgezogen werden ähnlich war es beim Militär nach Dienstschluß im Feldlager.

Wichtig ist auch das die Weste nicht allzuweit unter dem geschlossenen Gehrock herausschauen sollte.

Bild

Zu beziehen bei Nehelenia
http://www.neheleniapatterns.com/html/body_rokoko.html

Der sogn. Sleeved Waistcoat (Weste mit Ärmeln) war eine beliebte Arbeitskluft. Er wurde ohne Weste getragen und man galt nicht als "Hemdsärmlich" konnte also z.B. nach der Arbeit noch auf ein Feierabendbierchen in der Tarverne trinken oder einen Nachbarn besuchen, sich also auch in der Öffentlichkeit bewegen.

Bild
Abb. rechts.
Zu beziehen durch Nehelenia
http://www.neheleniapatterns.com/html/body_sf202.html

5. der Gehrock oder Frock Coat

Auch wenn es vielen nicht gefällt ohne Gehrock, war man Damals nicht wirklich angezogen.

Bild
Zu beziehen bei http://www.neheleniapatterns.com/html/b ... frock.html

Der Besitz diese Kleidungsstück, hatte im Gegensatz zu seiner Quallität, nichts mit der sozialen Stellung zu tun, der Rock gehörte einfach dazu, außer vielleicht in der alle runtersten Sozialenschicht.

Die Strümpfe für die Breeches bekommt ihr bei der historischen Marketenderei http://www.historische-marketenderei.com/Kleidung.html

So weit erstmal zur Alltagskleidung im "zivilisierten Teil" der Kolonien.

Sláinte

Matt

Nachtrag, um mal zu zeigen wie verbreitet der Gehrock war stelle ich hier einmal ein Bild ein das so um 1790 entstanden ist und Sklaven in Virginia zeigt:

Bild

Quelle:http://www.digitalhistory.uh.edu/learning_history/servitude_slavery/ss_servitude.cfm
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von Anzeige » Di 20. Apr 2010, 15:25

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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Corporal Jakobi » Mi 18. Aug 2010, 05:56

Es ist. Oftmals waren die Taschen an den Westen blind, also nur Klappen und keine Taschen.
Bei der Continental Uniform ist beschrieben, das der Private an der Westentasche keine Knöpfe hat, erst die Offiziere (was natürlich auch mit dem Sparen was zu tun hat)
Genauso bei feinen Gehröcken. Taschen waren meist nur Deko. Die feine Gesellschaft (oder wer sich dafür hielt) wollte sich den Rock nicht ausbeulen.
Wir dagegen als Jäger und Sammler, würden ohne Taschen warscheinlich nicht auskommen :lol:
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Kitty » Mi 18. Aug 2010, 06:42

Hallo,
da hätte ich mal eine Frage zu den Westen:In letzter Zeit habe ich häufig lange Westen ,meist mit kurzen Rücken oder hinten mit Schlitz und dann gebunden gesehen.Meist wurde sie ohne Gehrock getragen,denke mir aber,das sie unter dem Rock herausgeschaut hätten.
Würden diese Westen später getragen,bzw. gabs diese Westen so gar nicht?

Gruss
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Toddy » Mi 18. Aug 2010, 09:12

Im Barock und Spätbarock waren die Westen meist Knielang und hinten gebunden. Die Westen wurden mit der Zeit kürzer und das mit dem kurzen Rückenteil gab es so auch. So sind zum Beispiel die Westen bei uns preussischen Feldjägern geschnitten. Ich denke mal ist damit begründet das die Westen nicht aus den offenen Rockschössen herausschaut. Aber ist nur ne Vermutung.
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Corporal Jakobi » Mi 18. Aug 2010, 13:26

Diese Art Westen(vorne lang, hinten kurz, also Gegenteil von Vokuhila :lol: ) trug man, wie Toddy schon sagte im Barock und Spätbarock.
Wer aber nur diese Weste trug auf der Straße, war nach der damaligen Auffassung halbnackt. Es wurde (in der Öffentlichkeit) immer mit Gehrock bekleidet (egal bei welchen Temparaturen), zumindestens wer was auf sich hielt.
Und weil der Rücken eigentlich immer mit dem Gehrock bedeckt war, brauchten die Westen hinten gar nicht lang zu sein. Vorne lang, meist mit üppigen Stoff, da der Gehrock immer offengetragen wurde, Rückenteil meist einfacherer Stoff, kurz, oftmals mit Schnürung. Den die Weste durfte nicht "schlabbern".

Anders die Westen, die auch hinten lang waren. Diese waren dann meist aus einem einfacheren, derben Stoff, alles aus einem Material. Sie dieneten eher als ärmellosen, leichter Arbeitskittel und wurden eher von der arbeitenden Schicht benutzt.
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Corporal Jakobi » Mi 18. Aug 2010, 14:11

Wenn wir gerade beim Thema Kleidung allgemein sind, hier ein interessanter Link, über die Kleidung, Mode und Kleideretikette.

http://www.marquise.de/de/1700/galleria.shtml

PS: Auch der Rest dieses Beitrages ist höchst interessant und informativ.
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Christoph » Mi 18. Aug 2010, 21:17

Die Hütte bei Townsend und die historische Marketenderei sind, nett gesagt, nicht erste Wahl, weder im Preis noch in Qualität.
Es gibt unter Bezugsquellen eine Liste welche da hilfreicher sein sollte, auch wenn erst ein wenig mehr Arbeit nötig ist.
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Susanne » Fr 20. Aug 2010, 01:08

@Christoph: Wie kommst du von Westen auf Townsend? Ist der Eintrag hier nicht falsch?
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Re: Grundausstattung 18. Jahrhundert

Beitragvon Christoph » Fr 20. Aug 2010, 06:45

Bezieht sich auf die Händelinks im ersten Eintrag...
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