The Musket Question by Ike Godsey
Teil 1
In der 18. Jahrhundert Szene hier in Deutschland wird immer wieder darüber viel spekuliert, ob nun diese oder jene Muskete die richtige sei… …ihr kennt das sicher.
Nun, speziell wenn es um Nordamerika geht, sind sich viele uneins was es gab und was nicht. Mal abgesehen davon, ob und wenn je, der einzelne Emigrant von Zuhause eine Muskete mitgebracht hat. So gab es Waffenlieferungen in größeren und kleineren Mengen, aus aller Herren Länder der damals bekannten Welt. Nun sehen wir uns mal die Fakten ein wenig genauer an. Beginnen wir mit den Briten und den britischen Kolonien in Nordamerika.
In der Zeit vor dem für die meisten Reenactors so bekanntem French & Indian War 1754 – 1763, um den es hier in erster Linie gehen soll, gab es schon viele weitere Kriege die zwischen Weißen und Indianern ausgetragen wurden. Ich habe hier mal eine Zusammenfassung eingebunden, beginnend mit dem ersten Krieg aus der Reihe der sog. French & Indian Wars, dem King Williams War bis ca. 1800.
1689–1697 King William’s War (Franzosen- und Indianerkriege 1)
Oktober 1698 † Tod des Penobscot-Sagamore Madockawando
1702–1713 Queen Anne's War (Franzosen- und Indianerkriege 2)
25./26. Januar 1704 Apalachee Massaker
1711–1715 Tuscarora-Krieg
1712–1716 Erster Foxkrieg
1715–1717 Yamasee-Krieg
1716 Erster Natchez-Krieg
1722 Zweiter Natchez-Krieg
1722–1727 Dummers Krieg
1723 Dritter Natchez-Krieg
1728–1733 Zweiter Foxkrieg
1729 Natchez-Aufstand
26. Mai 1736 Schlacht von Ackia
1744–1748 King George’s War (Franzosen- und Indianerkriege 3)
1754–1763 Franzosen- und Indianerkrieg (Franzosen- und Indianerkriege 4)
8. September 1756 Zerstörung von Kittanning
8. Oktober 1758 Vertrag von Easton
24. Juli 1759 Schlacht bei La Belle Famille
1763–1766 Pontiac-Aufstand
22. Juni 1763 Beginn der Belagerung von Fort Pitt
7. Oktober 1763 Königliche Proklamation von 1763
5. November 1768 Vertrag von Fort Stanwix
10. Oktober 1774 Schlacht von Point Pleasant
19. April 1775 Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges
1776–1794 Chickamauga-Kriege
17. September 1778 Vertrag von Fort Pitt
8. März 1782 Gnadenhütten-Massaker
3. September 1783 Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges
??. Oktober 1784 Vertrag von Fort Stanwix
1785–1795 Nordwestlicher Indianerkrieg
4. November 1791 Schlacht am Wabash River
20. August 1794 Schlacht von Fallen Timbers
Musketen in den britischen Kolonien
Es war schon immer die Praxis des englischen Königs, die neueste Ausrüstung im Mutterland zu haben und ältere, gebrauchte, teilweise erneuerte (heue würde man „refurbished“ sagen) an die Kolonien in aller Welt zu senden. Nordamerika war da keine Ausnahme.
So fand sich im 17. und 18. Jahrhundert in Nordamerika alles, was den Zeughäusern Europas im Wege war, wenn es darum ging neuere Waffen und Ausrüstung einzulagern. Im King Williams War war das ein Sammelsurium an Rad- und Schnapphahnschlosswaffen, sowie das zu der Zeit in England vorherrschende „Doglock“.
Beispiel einer britischen Doglock Muskete. Damals war es üblich sog. „Plug Banjonetts“ zu verwenden. Also eine Klinge die über einen konischen Griff verfügte, der in die Mündung der Muskete gesteckt wurde. Daher konnte man diese Musketen bis zur Mündung einschäften. Musketen bei welche der Schaft zurück geschnitten ist (Bild oben) sind für den Gebrauch von Tüllenbajonette abgeändert worden – ein Zeichen für die lange Verwendung dieser Waffen.
Doglock Muskete des Königs George I. – 42“ Lauf im Kal. .75. Das Schloss ist gekennzeichnet mit „R. WOLLDRIDGE“ und 1716. Interessant ist, dass King George I. immer noch Doglocks fertigen lies, obwohl schon unter Queen Anne das Steinschloss (ohne Dog) Einzug hielt.
Für den Handel mit den Indianern wurden natürlich auch Doglock Musketen hergestellt. Hier ein Beispiel einer englischen Doglock Trade Gun:
Und natürlich wurden „Dogs“ auch von den in den nordamerikanischen Kolonien ansässigen Büchsenmachern gebaut:
Man beachte hier die Linienführung des Kolbens, welcher eindeutig auf französische Musketen zurückführt.
Eine Replik einer Queen Anne Doglock Muskete eines unbekannten Herstellers.
Ein weiteres Exemplar (nächste Seite) einer „Dog“ – interessant ist, dass keine Kolbenplatte verbaut wurde. Das Kaliber dieser Muskete ist .80! Man beachte das Schloss! Es hat eine Pfanne mit „Bridle“ einem „Arm“ von der Pfanne zur Schraube der Batterie. Ein für diese frühe Zeit eher unübliches Merkmal.
Im Jahre 1702 bestieg die Tochter von König Jacob II/VII von England-Schottland, Anne, den englischen Thron. Sie regierte ab 1707 in Personalunion über England, Schottland, Wales und Irland und war somit die erste Monarchin Großbritanniens. In ihre Amtszeit fiel der „Queen Annes War“ – der zweite der sog. „Franzosen und Indianerkirege“ 1702 – 1713, sowie die Invasion und der Jacobiten Aufstand ihres Halbbruders James Francis Edward Stuart in den schottischen Highlands.
In ihre Amtszeit fiel auch die Entwicklung der Muskete, die weit über 100 Jahre lang das Rückgrat der britischen Armee sein sollte.
Die ersten Muster der neuen „Land Musket“ war eine Waffe die es so noch nicht gab. Die Linienführung war eher grazil im Vergleich zu den vorherigen Machtlock und Doglock Musketen. Sie hatte Verscheidungen um das Bananenförmige Steinschloss und auch auf der Gegenseite. Der Lauf im Kal. .75 war 46“ lang und verjüngte sich zur Mündung hin. Das Steinschloss selbst war von französischer Bauart* (man nannte das damals so, da die Franzosen führend in der Entwicklung von Steinschlossen auf dem Kontinent waren) und trug eine gravierte Doppellinie um die Kanten, sowie die üblichen Markierungen Krone über GR (der Zufall wollte es, dass die ersten Long Land Musketen erst nach der Amtsübernahme von König George I. fertig gestellt wurden) sowie den Herstellernamen und die Jahreszahl hinter dem Hammer. Alle Beschlagteile der Muskete waren aus geschmiedetem und poliertem Eisen, was in Verbindung mit dem dunklen Nußbaumschaft ein sehr ansprechendes Äußeres ergab.
*Natürlich führte zu diesem Steinschloss ein langer Entwicklungsweg hin, auch und vor allem in England. Ich will euch aber hier nicht mit all den Varianten langweilen die es seit 1690 gab.
Es wird heute allgemein angenommen, dass es 1716 war, als die ersten dieser Long Land Pattern Musketen gefertigt wurden. Es sind LLPs bekannt die mit Eisenbeschlägen und single bridled lock gefertigt wurden. Diese Schlosse sind mit DUBLIN CASTLE und 1724 markiert.
Der offizielle Übergang von der „Queen Anne Musket“ zur „Long Land Pattern“ war 1728. In 1730 wurde dann allmählich von Eisen auf Messing Beschläge umgestellt.
Allerdings ist die hier abgebildete Waffe bereits mit einem vorderem Schaftabschluss modifiziert worden. Diese Änderung begann 1737 Einzug zu halten.
Die 1730er Version verfügte über ein sog. „single bridled lock“. Also ein Schloss mit „einfacher Verstärkung“ wenn man so will. Die „bridle“ war in diesem Fall der Studel, der im Schloß über die Nuss geschraubt wird und so als Gegenlager der Hammerachse dient. Außen, von der Pfanne zur Batterie gab es noch keine „bridle“.
Doch bereits um 1740 sollte sich das ändern. Man begann zwei Neuerungen einzuführen. Zum einen, das sog. „double bridled lock“ – also ein Steinschloss, dass jetzt auch außen über eine „bridle“ zur Batterie hin verfügte. Die andere war die schrittweise Aufgabe der Schnitzereien um das Schloss. Diese sind zwar ab und an auch noch an Long Land Pattern Musketen späteren Baujahrs zu finden, was aber an der Art und Weise lag, wie diese Musketen damals gefertigt wurden. Hier eine Abbildung des 1740er double bridled lock:
Die hier abgebildete 1740 Long Land Pattern, verfügt schon nicht mehr über die Schnitzereien um das Schloss. Diese sog. „Aprons“ verschwanden immer mehr und mehr – sicher auch eine Kostenersparnis.
Ab 1742 wurden gleich mehrere Änderungen an den neuen Long Land Pattern Musketen vorgenommen. So begann man nach und nach die Holzladestöcke gegen solche aus Eisen zu tauschen. Ebenso wurde ein neuer, verstärkter Abzugsbügel eingebaut und ab 1748 wurden die vorderen „nose caps“ nicht mehr aus Blech hergestellt, sondern sie wurden gegossen.