Mein lieber Albert,
es stellt - glaube ich - auch niemand in Frage, dass Du bei den von Dir besuchten oder gar veranstalteten Camps für die ganze Mannschaft mit größter Hingabe und enormen zeitlichem und schweißtreibenden Aufwand köstlichste Mahlzeiten kochst. Ich selbst durfte in der Missouri-Station bereits Deine Kockünste genießen und war hochzufrieden und Dir noch heute dankbar.
Der Ansatz von Christoph war allerdings die berühmte A-Frage, die er von der Kleidung auf das Essen überträgt. Aber wem ich erzähle ich das, schließlich hats Du mehr Jahre im Hobby verbracht als ich Lebensjahre zähle
Und so unrecht hat Christoph ja nicht, das Essen in authentischer Form gehört sicherlich dazu. Allerdings ist es eine Geschmacksfrage, ob man das Wochenende mit Haferbrei, Mehlsuppe und bestenfalls Salzfleisch verbringen möchte, oder sich auch mal etwas gönnt. Ich selbst versuche seit Jahren, unsere Truppe zu kompletten A-Essen zu überreden, scheitere aber jedes Mal an leichter Meuterei und bin dann letztlich zur Politik der kleinen Schritte übergegangen. Als erstes verschwanden Dinge wie Nutella, Fleischwurst, Nackensteaks und Co spurlos und ohne das sie vemisst werden. Der Instantkaffee (für manchen bis dato UNVERZICHTBAR) wurde erst durch gemahlenen Kaffee und dann durch selbst zu mahlende Kaffeebohnen ersetzt. Der nächste Schritt ist dann das Selberrösten der Bohnen, wobei dies mir noch ständig mißlingt. Morgends gibt es kein Brot mit Marmelade mehr, sondern Pfannkuchen nach einem übrigens authentischen Rezept. Letzteres finden alle toll und weinen dem Brot keine Träne mehr nach...
Die klassischen Eintöpfe, die wir uns zusammenköcheln, enthalten selbstredend im Supermarkt gekaufte indes umverpackte (ihhh, Plastik) Sachen, die allerdings so seinerzeit auch zur Verfügung hätten stehen können - und als Jägertruppe ist Wild mitnichten unmöglich sondern soger sehr wahrscheinlich. Ansonsten ist es schon aus Haltbarkeitsgründen mangels Kühlschrank am besten lediglich Fleisch in Form von Schinkenspeck und gertockneten Würsten mitzunehmen, sonst muss man sich wieder vom "Feind" mit Salzfleisch aushelfen lassen
Bei den Gewürzen haben wir lediglich Salz, Pfeffer und ein paar Kräuter dabei - auch nicht selbst angebaut, aber selbst gekauft und umverpackt... Übrigends enthält fertig gemischtes Wildgewürz nach meiner Meinung in den seltensten Fällen Zeug, was man damals nicht bekommen hätte, ist halt nur eine Mischung. Und letztlich ist alles, was wir auf den Tisch bringen, eine Frage des Standes -je höher der Stand, umso aufwendiger darf es sein. Wer aber einen Muschkoten mimt, sollte vielleicht die Muskatnuß besser weglassen, ein Jahressold ist einfach zu teuer für den doch gewöhnungsdürftigen Geschmack.
In diesem Sinne, bitte koche weiter lecker - und wer Lust auf ggf. profaneres A hat, gönnt sich halt ne feine Mehl- oder Brotsuppe mit einer Prise Salz. Und wenn mir einer authentische Rezepte für die Lagerküche der einfachen Mannschaften liefern kann, die ich in unsere Truppe übernehmen kann, ohne das mich die dortigen Gourmets und Gourmands gleich standrechtlich erschießen wollen, dann immer her damit!!
In diesem Sinne, allseits schönen Abend noch!!
Jäger Ferdinand