Angemessene Rocklänge




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Angemessene Rocklänge

Beitragvon Piratenprinzessin » Mo 2. Sep 2013, 12:19

Ich bin etwas irritiert, um ehrlich zu sein. Ich habe bisher immer darauf geachtet, dass meine Überröcke mindestens bis zu den Knöcheln gehen, eher etwas länger, also so, dass sie auf den Schuhen aufliegen. In Fulda hab ich dieses Jahr aber beobachtet, dass einige Röcke deutlich über den Knöcheln enden. Und auf der Zeichnung von meinem Schnittmuster von Nehelenia gibt es auch eine Variante mit einem etwas kürzeren Rock. Und jetzt bin ich mir sehr sehr unsicher, was den nun "richtig" ist. Ich weiß, dass sowas immer viel Diskussionsstoff bietet, aber mich würde jetzt einfach mal die historischen Grundlagen interessieren, weil bisher kannte ich immer nur lange Röcke, also so, wie ich sie hatte. Habt ihr mir Tipps oder Hinweise?

Noch kurze Details: Ich stelle eine emigrierte Irin dar und bin Marketenderin. Also nichts adliges oder so ;)
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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Langhachse » Mo 2. Sep 2013, 16:28

Zur Rocklänge würde ich folgendes sagen: Knöchelbedeckende Röcke sind prinzipiell immer richtig und züchtig. Bei Betrachtung verschiedener (leider nur europäischer Gemälde) scheinen kürzere Röcke aber zumindest bei der arbeitenden Bevölkerung durchaus auch vertreten gewesen zu sein. Teiweise reichen sie nur bis knapp zum Knöchel, manchmal sind sie sogar noch kürzer (ich würde schätzen, bis zur Hälfte der Wade).


"Landscape with Cows, Sheep and Shepherdess" von Jean-Étienne Liotard (1702-1789), gemalt um 1761:
Bild

"The Ale House Door" von Henry Singleton (1766 - 1839), gemalt um 1790:
Bild

Ausschnitt aus "Country Scene: Figures by a Cottage Door and Cattle in a Stream" von Francis Wheatley (1747-1801), gemalt um 1795:
Bild

Das französische und die beiden englischen Bilder stammen von folgender Internetpräsenz: http://siftingthepast.com/

Wie gesagt, leider kann ich keine amerikanischen Gemälde vorweisen, aber ich denke es ist legitim anzunehmen, dass sich die britische Mode, zumindest annähernd auf die amerikanische Mode übertragen lässt.

Gruß
Langhachse.


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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Langhachse » Mo 2. Sep 2013, 20:00

Albert hat geschrieben:Langhachse.....Danke für die Bilder!


Nichts zu danken. Die oben verlinkte Seite ist ganz geschickt. Da gibts verschiedenste Gemälde zu sehen und sie ham ne Suchfunktion in die man Schlagworte wie beispielsweise "Sailor" eingeben kann und dann dementsprechend Gemälde, Karrikaturen, whatever gesucht und angezeigt werden.


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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Piratenprinzessin » Mo 2. Sep 2013, 20:10

Danke!!!
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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Christoph » Di 3. Sep 2013, 05:50

Bei "Landscape with Cows, Sheep and Shepherdess" von Jean-Étienne Liotard bin ich mir nicht sicher, ob die Junge Dame nicht irgend ein Tugendideal verdeutlicht.
Sie trägt Slippers, eher eine häusliche Fussbekleidung und auch nicht so günstig, da feines Leder verarbeitet werden muss, trägt keine Kopfbedeckung, ist eher lose bekleidet und spinnt...die französisch höfische Malerei hat gerne Tugenden in ihre Bilder gesetzt. Ich würde diese Bekleidung nicht 1 zu 1 auf einer Veranstaltung tragen.
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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Capt. William » Di 3. Sep 2013, 08:05

Wenn man den Ausführungen von Diderot glauben schenken mag, war die Rocklänge der arbeitenden Bevölkerung kürzer als die der gehobenen Gesellschaft. Für gesellschaftliche, besondere Anlässe gab es die "gute Garderobe" die dann länger geschnitten war. Wenn die Lagertauglichkeit eine entscheidende Rolle spielt macht die kürzere Variante durchaus Sinn. Auch vor einem historischen Hintergrund sollte die Zweckmäßigkeit Priorität haben.
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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Piratenprinzessin » Di 3. Sep 2013, 13:59

Capt. William hat geschrieben:Wenn man den Ausführungen von Diderot glauben schenken mag, war die Rocklänge der arbeitenden Bevölkerung kürzer als die der gehobenen Gesellschaft. Für gesellschaftliche, besondere Anlässe gab es die "gute Garderobe" die dann länger geschnitten war. Wenn die Lagertauglichkeit eine entscheidende Rolle spielt macht die kürzere Variante durchaus Sinn. Auch vor einem historischen Hintergrund sollte die Zweckmäßigkeit Priorität haben.
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Da stimme ich dir voll und ganz zu. Diese Überlegungen haben wir nämlich auch verfolgt, als wir in Fulda die Rocklängen diskutierten. Wobei ein längerer Rock abends wärmer hält als ein kurzer ;)
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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Susanne » Di 3. Sep 2013, 14:22

Eine sehr gute Quelle für die arbeitende Bevölkerung sind die Händlerbilder von Paul Sandby. Zwar ebenfalls wieder englischen Ursprungs, aber man darf nicht vergessen, dass die englische Mode in der Kolonie tonangebend war.

Amerikanische Quellen wären z. B. "The Cat´s Funeral" von Frederick George Bryan oder "The Village Assembly" von Matthew Darly/Darley.

Übrigens trug nicht nur die arbeitende Bevölkerung kurz:

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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon Capt. William » Di 3. Sep 2013, 15:16

...das Bild zeigt eine Robe a la Polonaise... vermutlich die Erste Polonaise (ca. 1772-1780). Also spätes 18. Jahrhundert! Je näher die Empire-Zeit rückt desto "tragfähiger" will meinen weniger steif, legerer wurde die Mode.
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Re: Angemessene Rocklänge

Beitragvon trommlerjunge » Di 3. Sep 2013, 20:06

so wird sich doch wohl keine frau auf einem rr.lager bzw auf einem 18jrhdt camp präentieren,sondern eher auf einer "höfischen"veranstaltung oder sehe ich das falsch?
trommlerjunge
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