Hallo Corporal Haarmann
Ja - für Fulda habe ich die Stangenwaffe in 2010 bereits eingesetzt gehabt. Hier agieren wir ja auch - weil vom Veranstalter so gewollt - als Reguläre Miliz. Ehrlich gesagt ist mir die Stangenwaffe aber zu unhandlich. Ich bevorzuge (Regularien hin und Regularien her) einfach eine Muskete. Auch mit dieser kann ich agieren und habe im (imaginären) Notfall auch gleich noch eine Verteidigungsmöglichkeit auf größere Reichweite als sie mir die mehr zeremonielle Stangenwaffe bietet, zumal ich von der Darstellung her gesehen, als ehemaliger RR die Waffe auch so lade wie diese RR's im F&I War, nämlich mit 6 - 7 erbsengroßen Schrotkugeln und dann erst obendrauf die Musketenkugel (beim Scharfschießen habe ich eine 100 Grain starke Pulverladung im Lauf). Auf größere Distanz treffe ich somit nicht nur eine Person. Ich habe meine Kompanie wie Du ja weißt in zwei Züge aufgeteilt. Ein Zug wird von meinem Stellvertreter und First Sergeant, der andere Zug von unserem Corporal geführt. Die beiden Zugführer sind mit einem Auge immer bei mir und bislang hatten wir keinerlei wirklich tiefgreifende Verständnisprobleme während des Kampfgetümmels. Meine Kommandos kamen bei beiden Zugführern bisher stets an und wurden auch ausgeführt. Wegen der Verdeutlichung meiner Befehle brauche ich also keine Stangenwaffe - vom Pratkischen her gesehen.
Ansonsten im "Heckenschützenbereich" ist eine Stangenwaffe meines Erachtens nur hinderlich und wenig hilfreich....
Erkennbar bin ich auf offenem Feld wie in Fulda sowieso problemlos, denn da wo der Captain steht steht auch die Fahne (in unserem Fall die blaue "Liberty"-Flag), damit die Versprengten aus der Einheit sofort sehen wo sie sich zu sammeln haben. "Im Heckenschützenbereich" tarnten sich auch die Führer.
Die 1763er "Legere" kam nun ja nicht erst nach 1775 ausschließlich in französischen Lieferungblocks anlässlich des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges nach Nordamerika, sie erreichten diesen Kontinent schon wesentlich bälder. Es gibt bekanntlich viele Wege auf welchem solche Waffen ihren Weg in das Hinterland der Towns/in die Grenzgebiete fanden. Die 1763er war zur AWI-Zeit bereits nicht mehr die modernste Waffe. Es ist ja auch heute noch so, dass eine Regierung nicht unbedingt ihre modernsten Waffen als Hilfslieferungen in ein Krisengebiet schickt...
Es spricht gemäß meinen Recherchen also eigentlich nichts dagegen eine solche Muskete auch als "Irregulärer" zu führen, mal ganz davon abgesehen, dass mich diese Waffe durch ihre absolute Robustheit und Zuverlässigkeit einfach fasziniert.
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Laut der entsprechenden Fachliteratur und insbesondere auch den 4 Rogers' Rangers-Bänden von Burt Loescher (den RR's-"Bibeln") Loescher-Band Vol I. "The Beginnings 1755 - 1758" sind die Rogers' Rangers Kompanien/Rogers' Rangers-Korps keine Regulären/"Angestellten" gewesen. Ich fasse das diesbezüglich Wesentliche zur Antwort aus dem vorgenannten Buch zusammen:
"Im März 1756 wurde der von Colonel Blanchard als Hauptmann seiner Streifer (Ranging)-Kompanie im New Hampshire Provincial Regiment eingesetzte Rogers nun auch offiziell von Gouverneur Shirley in Boston als Hauptmann (Captain) der Ranger-Kompanie bestätigt und eingesetzt. Er erhielt offiziell sein Hauptmanns-Patent (Commission) und das Kommando über eine von „Seiner Majestät Freiheitlichen Kompanien Von Amerikanischen Streifern“ (His Majesty Independent Companies Of American Rangers). Der am 07.11.1731 geborene Robert Rogers war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt. Er stand nun über dem Status eines Provincial-Offiziers. Sein und seiner Kompanie Status war einzigartig. Er war nun weder ein Provincieller noch ein Regulärer Offizier, und genauso verhielt es sich auch mit seinen Kompanien. Sie hatte einen freiheitlichen (Independent) Status. Somit war sie nicht den strengen Vorschriften und dem harten Drill der Regulären Britischen Armee unterworfen und genossen infolgedessen wesentlich mehr Freiheit und Nachlässigkeit als die Regulären. Die Ranger-Kompanie verfolgte ihre eigenen Einsatzziele. Rogers erhielt seine Befehle nun ausschließlich vom Oberbefehlshaber der Britischen Armee und dessen Nachgeordneten.
Sold und Verpflegung erhielten die Rogers’ Rangers ebenfalls ausschließlich von der englischen Kriegskasse.
Rogers konnte seine Mannschaften entlassen und neu einstellen ohne fragen zu müssen, was dem freiheitlichen und auf Freiwilligkeit beruhenden Charakter dieser Männer sehr entgegen kam, jedoch dem Kommando der Regulären Armee missfiel, da die permanente Verfügbarkeit der Rangers und des bald darauf entstandenen Ranger-Korps nicht gesichert schien. Dieser Status blieb den ganzen Krieg über dem RR-Korps erhalten.
Des Weiteren konnten die Rogers’ Rangers gemäß Loescher-Band Vol. I "The Beginnings - 1755 - 1758" ihre eigenen Waffen mitbringen und nachdem sie geprüft und für gut befunden wurden auch verwenden. Auch die"Englische Krone" sparte wo es ging. Außerdem wer seine eigene Waffe an die er gewöhnt ist benutzt schießt in aller Regel auch besser. Dies war in den Reihen der RR's sehr gewünscht und wichtig. In den Einheiten der Rogers' Rangers dienten nicht nur Engländer und Iren, sondern auch Schwarze, nicht wenige DEUTSCHE und Spanier. Nachweislich kursierte die Spanische Muskete ebenfalls in den nordamerikanischen Kolonien. Es wurden deshalb Gewehre aller Coleur in den RR-Kompanien geführt, Hauptsache kleinere Kaliber als Cal. 75 wie das der Brown Bess, wenn immer möglich, wobei auch diese immer mal wieder vertreten waren. 60 Schuss am Mann im Cal. 75 wiegen einfach mehr als 60 Schuss im Cal. 72, oder gar im Cal. 69. Deshalb waren die kleinkalibrigen Musketen/ Gewehre begehrt. Dies ist aber auch in anderer entsprechender Fach-Literatur beschrieben.
Ich selbst habe schon feststellen müssen, dass in der Wildnis eines F&I War-Waldwildnis-Gebietes (Tschechien), spätestens im unwegsamen Brombeer- und Wildreben verrankten Waldgelände selbst das Gewicht einer entsprechenden Anzahl Musketenkugeln im Cal. 72, mit dazugehörigem Schrot, einem durchaus beschwerlich werden und "die Hose ausziehen" kann.
Ich hoffe ich konnte ausreichende Antwort geben.
Stets zu Diensten
Captain Weinland
Zitat: "Der Krieg zerstört was der Frieden beschert!"