RR und ihre Bewaffnung




Moderator: Ike Godsey

RR und ihre Bewaffnung

Beitragvon Captain » Fr 14. Dez 2012, 16:42

Hallo Corporal Haarmann

Ja - für Fulda habe ich die Stangenwaffe in 2010 bereits eingesetzt gehabt. Hier agieren wir ja auch - weil vom Veranstalter so gewollt - als Reguläre Miliz. Ehrlich gesagt ist mir die Stangenwaffe aber zu unhandlich. Ich bevorzuge (Regularien hin und Regularien her) einfach eine Muskete. Auch mit dieser kann ich agieren und habe im (imaginären) Notfall auch gleich noch eine Verteidigungsmöglichkeit auf größere Reichweite als sie mir die mehr zeremonielle Stangenwaffe bietet, zumal ich von der Darstellung her gesehen, als ehemaliger RR die Waffe auch so lade wie diese RR's im F&I War, nämlich mit 6 - 7 erbsengroßen Schrotkugeln und dann erst obendrauf die Musketenkugel (beim Scharfschießen habe ich eine 100 Grain starke Pulverladung im Lauf). Auf größere Distanz treffe ich somit nicht nur eine Person. Ich habe meine Kompanie wie Du ja weißt in zwei Züge aufgeteilt. Ein Zug wird von meinem Stellvertreter und First Sergeant, der andere Zug von unserem Corporal geführt. Die beiden Zugführer sind mit einem Auge immer bei mir und bislang hatten wir keinerlei wirklich tiefgreifende Verständnisprobleme während des Kampfgetümmels. Meine Kommandos kamen bei beiden Zugführern bisher stets an und wurden auch ausgeführt. Wegen der Verdeutlichung meiner Befehle brauche ich also keine Stangenwaffe - vom Pratkischen her gesehen.
Ansonsten im "Heckenschützenbereich" ist eine Stangenwaffe meines Erachtens nur hinderlich und wenig hilfreich....
Erkennbar bin ich auf offenem Feld wie in Fulda sowieso problemlos, denn da wo der Captain steht steht auch die Fahne (in unserem Fall die blaue "Liberty"-Flag), damit die Versprengten aus der Einheit sofort sehen wo sie sich zu sammeln haben. "Im Heckenschützenbereich" tarnten sich auch die Führer.
Die 1763er "Legere" kam nun ja nicht erst nach 1775 ausschließlich in französischen Lieferungblocks anlässlich des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges nach Nordamerika, sie erreichten diesen Kontinent schon wesentlich bälder. Es gibt bekanntlich viele Wege auf welchem solche Waffen ihren Weg in das Hinterland der Towns/in die Grenzgebiete fanden. Die 1763er war zur AWI-Zeit bereits nicht mehr die modernste Waffe. Es ist ja auch heute noch so, dass eine Regierung nicht unbedingt ihre modernsten Waffen als Hilfslieferungen in ein Krisengebiet schickt...
Es spricht gemäß meinen Recherchen also eigentlich nichts dagegen eine solche Muskete auch als "Irregulärer" zu führen, mal ganz davon abgesehen, dass mich diese Waffe durch ihre absolute Robustheit und Zuverlässigkeit einfach fasziniert.

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Laut der entsprechenden Fachliteratur und insbesondere auch den 4 Rogers' Rangers-Bänden von Burt Loescher (den RR's-"Bibeln") Loescher-Band Vol I. "The Beginnings 1755 - 1758" sind die Rogers' Rangers Kompanien/Rogers' Rangers-Korps keine Regulären/"Angestellten" gewesen. Ich fasse das diesbezüglich Wesentliche zur Antwort aus dem vorgenannten Buch zusammen:

"Im März 1756 wurde der von Colonel Blanchard als Hauptmann seiner Streifer (Ranging)-Kompanie im New Hampshire Provincial Regiment eingesetzte Rogers nun auch offiziell von Gouverneur Shirley in Boston als Hauptmann (Captain) der Ranger-Kompanie bestätigt und eingesetzt. Er erhielt offiziell sein Hauptmanns-Patent (Commission) und das Kommando über eine von „Seiner Majestät Freiheitlichen Kompanien Von Amerikanischen Streifern“ (His Majesty Independent Companies Of American Rangers). Der am 07.11.1731 geborene Robert Rogers war zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt. Er stand nun über dem Status eines Provincial-Offiziers. Sein und seiner Kompanie Status war einzigartig. Er war nun weder ein Provincieller noch ein Regulärer Offizier, und genauso verhielt es sich auch mit seinen Kompanien. Sie hatte einen freiheitlichen (Independent) Status. Somit war sie nicht den strengen Vorschriften und dem harten Drill der Regulären Britischen Armee unterworfen und genossen infolgedessen wesentlich mehr Freiheit und Nachlässigkeit als die Regulären. Die Ranger-Kompanie verfolgte ihre eigenen Einsatzziele. Rogers erhielt seine Befehle nun ausschließlich vom Oberbefehlshaber der Britischen Armee und dessen Nachgeordneten.
Sold und Verpflegung erhielten die Rogers’ Rangers ebenfalls ausschließlich von der englischen Kriegskasse.
Rogers konnte seine Mannschaften entlassen und neu einstellen ohne fragen zu müssen, was dem freiheitlichen und auf Freiwilligkeit beruhenden Charakter dieser Männer sehr entgegen kam, jedoch dem Kommando der Regulären Armee missfiel, da die permanente Verfügbarkeit der Rangers und des bald darauf entstandenen Ranger-Korps nicht gesichert schien. Dieser Status blieb den ganzen Krieg über dem RR-Korps erhalten.
Des Weiteren konnten die Rogers’ Rangers gemäß Loescher-Band Vol. I "The Beginnings - 1755 - 1758" ihre eigenen Waffen mitbringen und nachdem sie geprüft und für gut befunden wurden auch verwenden. Auch die"Englische Krone" sparte wo es ging. Außerdem wer seine eigene Waffe an die er gewöhnt ist benutzt schießt in aller Regel auch besser. Dies war in den Reihen der RR's sehr gewünscht und wichtig. In den Einheiten der Rogers' Rangers dienten nicht nur Engländer und Iren, sondern auch Schwarze, nicht wenige DEUTSCHE und Spanier. Nachweislich kursierte die Spanische Muskete ebenfalls in den nordamerikanischen Kolonien. Es wurden deshalb Gewehre aller Coleur in den RR-Kompanien geführt, Hauptsache kleinere Kaliber als Cal. 75 wie das der Brown Bess, wenn immer möglich, wobei auch diese immer mal wieder vertreten waren. 60 Schuss am Mann im Cal. 75 wiegen einfach mehr als 60 Schuss im Cal. 72, oder gar im Cal. 69. Deshalb waren die kleinkalibrigen Musketen/ Gewehre begehrt. Dies ist aber auch in anderer entsprechender Fach-Literatur beschrieben.
Ich selbst habe schon feststellen müssen, dass in der Wildnis eines F&I War-Waldwildnis-Gebietes (Tschechien), spätestens im unwegsamen Brombeer- und Wildreben verrankten Waldgelände selbst das Gewicht einer entsprechenden Anzahl Musketenkugeln im Cal. 72, mit dazugehörigem Schrot, einem durchaus beschwerlich werden und "die Hose ausziehen" kann.

Ich hoffe ich konnte ausreichende Antwort geben.

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Re: Welche Waffen tragt ihr für eure Darstellung...

Beitragvon Ike Godsey » Fr 14. Dez 2012, 17:21

ich stimme dem captain zu. ergänzend vielleicht dieses...

ein anwärter für den dienst in einer der rangereinheiten (es gab ja wesentlich mehr als nur die einheiten des captain rogers) erhielt 10 spanische dolares um sich entspr. einzukleiden, ggf. zu bewaffnen und natürlich ausrüstung anzuschaffen. wer hatte, brachte seine waffe von daheim mit. und natürlich musste für die waffe jeder selbst für sein zubehör sorgen - hier kugelzangen, blei, gießlöffel etc. denn man musste ja für seine waffe munition bereit haben. einer .75er (selbt unterkalibiert) passt nun mal nicht in eine .62er fowler...

diese 10 span. dolares waren übrigens auch der grund, warum "uniform" in bezug auf rangers eigentlich ein sehr geflügeltes wort war. denn zuerst wird man einen gutteil des geldes versoffen haben. was dann über blieb wurde in billige stoffe investiert von denen jeder im prinzip eine andere schattierung hatte.

ein wilder haufen.

und nein, die korne hat die RRs nicht ausgerüstet.
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Re: Welche Waffen tragt ihr für eure Darstellung...

Beitragvon Pat » Fr 14. Dez 2012, 17:53

Ike, so ganz stimme ich dir nicht zu.
Die Krone hat Ranger ausgerüstet...aber wir sprechen hier von einem langen Zeitraum. Anfänglich waren die RR's ein loser "Haufen" ohne Militärische Abzeichen und Kleidung. Von Taktiken, Disziplin usw rede ich lieber gar nicht erst, ich meine hier Taktiken im Militärischen Sinne der Engländer um 1800. In späteren Zeiten hat die Krone Ranger Einheiten ausgerüstet (Queens Ranger z.B)und ihnen auch "Vorgeschrieben" sich militärischer zu verhalten. Das galt aber nicht im Feld sondern für "Kasernendienste". Quellen muss ich schuldig bleiben, denke aber das es den Rangerdarstellern eh bekannt ist und vielleicht noch dem einen oder anderen. Ich habe mir das in diversen Büchern und Internetseiten zusammen gelesen. Da es aber nicht so meine Darstellungsgegend ist habe ich mir das nur nebenbei gemerkt. Und ich meine mit Büchern keine Romane! ;)

Nun zu meiner Darstellungsbewaffnung...geiles Wort....
Ich trage eine Brown Bess, indische Fertigung, die man nicht in irgendeine Richtung einordnen kann. Keine SeaService, Longland, nicht mal eine der Ostindien Company....
Was auch immer das für ein Bastard ist....
Als Angestellter einer Pelzhandels Company besaß ich theoretisch keine eigene Waffe, sie wurde mir im Notfall ausgehändigt.
Praktisch sehe ich die Waffe als Zubehör zur Darstellung, wie Schuhe oder eine Kopfbedeckung. Ich sehe es nur nicht ein richtig Kohle für eine Waffe raus zu pulvern wenn ich sie nur brauche um mich hin und wieder darauf aufzustützen. Ich schieße nicht, ich mache keine Gefechtsdarstellungen.

Gruß Pat
Profoß der North West Company
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Ich kann nix dafür, ich bin so.
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Re: Welche Waffen tragt ihr für eure Darstellung...

Beitragvon Ike Godsey » Fr 14. Dez 2012, 18:05

pat,

du hast natrülich recht, die korne rüstete ranges aus - die frage ist nur wann das war.
so wie ich capt. weinland verstand schrieb er von einem zeitraum um gründung der RRs (man möge mir verzeihen wenn ich das falsch verstanden habe) und da war das (noch) keine offizielle sache der krone. rogers selbst hat ja auch kein offizielles königliches offizierspatent gehabt.

Ich trage eine Brown Bess, indische Fertigung, die man nicht in irgendeine Richtung einordnen kann. Keine SeaService, Longland, nicht mal eine der Ostindien Company....
Was auch immer das für ein Bastard ist....


ich weiß nicht, ob ich dir bei der einordnung helfen kann - wenn du mir bilder schickst, ich meine viele und deutliche bilder, kann ich mal gucken ob wir da was raus bekommen. ich hab da rechtgute unterlagen, auch für repliken... email:

ike-godsey@gmx.de

Als Angestellter einer Pelzhandels Company besaß ich theoretisch keine eigene Waffe, sie wurde mir im Notfall ausgehändigt.
Praktisch sehe ich die Waffe als Zubehör zur Darstellung, wie Schuhe oder eine Kopfbedeckung.


völlig nachvollziehbar.

Ich sehe es nur nicht ein richtig Kohle für eine Waffe raus zu pulvern wenn ich sie nur brauche um mich hin und wieder darauf aufzustützen. Ich schieße nicht, ich mache keine Gefechtsdarstellungen.


auch das ist nachvollziehbar und keiner muss sich dafür schief ansehen lassen. es muss jeder mit sich abmachen, was er für eine flinte erübrgen kann oder will. und ehrlich gesagt, so schlecht sind die inder nicht. zumindest wenns darum geht den qualitätsstand der waffen damals nachzustellen, sind die inder ganz weit vorne. Pedersoli & Co. mit ihren 1000€ und mehr pro knallstock sind zwar sehr schöne waffen, doch für die zeit schon fast zu perfekt gemacht.
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RR und ihre Bewaffnung

Beitragvon Christoph » Mo 17. Dez 2012, 06:51

Als Zusammenfassung des in der Rubik "Welche Waffen tragt ihr für eure Darstellung..." geführten Diskussion!
"England's Georgel, Kaiser, König, Ist für Gott und uns zu wenig"
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