Ladies und Waffen in den Colonien?




Der Forenteil für die Damen des 18. Jahunderts

Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Jäger Ferdinand » Sa 16. Feb 2013, 09:50

Moin,

nachdem ich mir den Thread komplett durchgelesen habe, habe ich mir mal die Mühe gemacht und aus den Tiefen meiner Bibliothek ein Buch herausgesucht, welches den schönen Namen "Tomahawk und Friedenspfeife - 25 wahre Geschichten aus dem Wilden Westen" trägt. Autor ist ein gewisser Walter Hansen, erschienen ist das Ganze im Jahre 1979 im Verlag Ueberreuter.

Nun denn, in diesem Buch sollen Augenzeugengeschichten von ca. 1740 bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts von der sogenannten Frontier wiedergegeben werden. Im extra vorhandenen Abschnitt "Frauen" gibt es eine schöne Geschichte, die zum Thema passen dürfte. Ihr Titel "Die Frau, die Osamee erschoß". Diese Geschichte soll sich im Jahre 1785 in der Nähe der nördlich von Boston liegenden Siedlung Dorchester abgespielt haben. Sie handelt davon, wie ein berüchtigter indianischer Skalpjäger namens Osamee aus Rachsucht versucht, die Kinder eines weißen Ansiedlers während dessen Abwesenheit zu töten und daran durch das im Hause befindliche etwa 20 Jahre alte Dienstmädchen gehindert und letztlich durch sie getötet wird. Ihre Waffen: 1 Pfanne mit glühenden Kohlen, ein Tranchiermesser UND ein bereits geladenes Gewehr. Zunächst haut sie dem eindringenden indianischen Krieger (der mit ihrer Anwesenheit nicht rechnet und daher überrascht wird) die Pfanne mit den Kohlen ins Gesicht und als er sich dann am Boden wälzt (Aua!) feuert sie das Gewehr aus nächster Nähe auf ihn ab und verletzt ihn so schwer, dass er zwar entkommen kann aber nach kürzester Zeit verblutet. Die Frau sitzt derweil mit dem ungeladenen Gewehr da und keine Ahnung, wie sie es wieder schussfertig bekommen kann. Im Nachgang soll die Frau als Anerkennung für das Töten dieses berüchtigten Indianers durch offizielle Stellen ein Gedenkarmband aus Silber mit Gravur erhalten haben.

Schöne Geschichte, soll wahr sein (leider habe ich keine Quellenangaben gefunden - ist ja auch "nur" ein Jugendbuch) und zeigt, dass Frauen zwar im Notfall sich allem bedienten, was zur Hand war, aber sicherlich nicht gewohnheitsmäßig den Umgang mit Schusswaffen beherrscht haben. Anderenfalls hätte man um diese ohne Zweifel sehr tapfere Tat der jungen Frau nicht so einen Tammtamm gemacht. In den weiteren im besagten Buch aufgelisteten Geschichten, die sich speziell mit Schicksal von Frauen auseinandersetzen, wird im Übrigen der Schusswaffengebrauch durch Frauen auch jedesmal explizit hervorgehoben und als etwas besonderes dargestellt.

Fazit: Frauen mit Gewehr sind zwar vorgekommen, aber nicht die Regel sondern die Ausnahme.

In dieser Hinsicht schließe ich mich meinen Vorrednern an.

Gruß

Jäger Ferdinand

PS: Wenn einer von Euch mehr über dies Osamee-Geschichte weiß, bitte mal mitteilen - mich würde schon interessieren, ob diese tatsächlich so geschehen ist.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Sa 16. Feb 2013, 10:16

hallo jäger ferdinand!!

ja, ich erinnere mich dunkel diese (oder eine ähnliche) geschichte vor langer zeit mal gelesen zu haben.
auch habe ich vor ein paar jahren etwas ganz ähnliches in einer ausgabe des "Muzzleloaders" (eine US Amerikanische zeitschrift für vorderladerwaffen) gelesen zu haben.

und wenn wir grad bei jugendbüchern sind: weiterhin gab es (gibt es?) eine jugendbuch serie eines gewissen hans-otto meisner, der u.a. von frauen unter waffen berichtet, sowie einen kinder 3-teiler "orimha..." (den rest hab ich vergessen) und beschreibt für kinder und jugendliche sehr romantisch gehalten die geschichte von pierre radison. auch dort wird von frauen berichtet die mit gewehren umgingen.
zum schluss, wie schon angesprochen, verweise ich nach wie vor auf mary jamison, sowie auf die vielen bekannten und unbekannten frauen die im AWI kämpften. man darf nicht vergessen, die die man kennt und über die man spricht sind die wenigsten...
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Capt. William » Sa 16. Feb 2013, 11:38

Wenn wir schonmal bei "wahren" Geschichten sind; so erinnere ich mich ...dass ich dem befistigten Gut "Fort" Herkimer etwa 30 Familien! anlässlich eines Milizeisatzes evakuiert wurden...die ältesten Jungen unter 16 Jahren -es waren so gluabe ich 10- mussten antreten damit 6 von ihnen eine Muskete aus dem dafür vorhandenen Depot für den Wacheinsatz empfingen. Dies würde doch bedeuten, dass keine Waffen aus Familienbesitz, außer denen bei den Milizeinheiten, vorhanden waren. Und Frauen wurden erst gar nicht gefragt -wie immer damals-
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon HOGOUAHO » Sa 16. Feb 2013, 15:46

Hallo Freunde!

Jetzt möchte ich mich auch mal ZU THEMA einklinken. Habe meine ganzen alten Bücher stundenlang gewälzt und einige alten Stiche von bewaffneten Frauen an der Frontier gefunden. Frauen haben bei z.B. Indianerangriffen genauso wie ihre Männer um ihr Leben gekämft, mit Gewehr, Axt oder sonstigen Werkzeugen und ich finde, dass Frauen zur damaligen Zeit sehr oft mit der Waffe in der Hand ihren Mann stehen mussten.

Gruss HOGOUAHO

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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Christoph » Sa 16. Feb 2013, 17:29

Der unterste Stich ist von 1877, der Stich von der Dame mit Gewehr sieht von der Art der Darstellung noch neuer aus...
Ohne Angaben der Entstehungszeit sind die Bilder nicht als Quellen zu verwenden, ein Stich von 1877 ist mit höchster Wahrscheinlichkeit eine romantische Verklärung der Zustände um 1777...
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon HOGOUAHO » Sa 16. Feb 2013, 18:55

Hi Corp!

Mag schon sein, dass da keine Jahreszahlen angegeben sind, aber die Bilder sind aus alten Büchern aus dem 19th Jahrhundert, frühere wirste warscheinlich kaum finden.
Allerdings kann man doch erkennen, dass das Thema schon damals behandelt wurde. Du solltest dir auch mal die Lebensgeschichte der Anne Bailey durchlesen. Es gibt auch einige Bücher, die das Thema beinhalten, wie z.B. WOMAN OF THE AMERICAN FRONTIER und PFAUENFEDER UND KOKARDE, welches die Grundlage zum Film TROMMELN AM MOHAWK ist. Wenn man heute Uraltausgaben von J.F Coopers Romanen anschaut, wird man auch Stiche ohne Jahresangaben finden. Sie sind aus dem 19th Jahrhundert und behandeln Themen aus dem 18th Jahrhundert. Ich denke auch, dass diese alten Bilder etwas romantisch angehaucht sind, aber das brachte die Zeit so mit sich.
Wenn Du ältere Bilder auftreiben kannst, dann lasse es mich bitte wissen.

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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Sa 16. Feb 2013, 19:06

HOGOUAHO hat geschrieben:Hallo Freunde!

Jetzt möchte ich mich auch mal ZU THEMA einklinken. Habe meine ganzen alten Bücher stundenlang gewälzt und einige alten Stiche von bewaffneten Frauen an der Frontier gefunden. Frauen haben bei z.B. Indianerangriffen genauso wie ihre Männer um ihr Leben gekämft, mit Gewehr, Axt oder sonstigen Werkzeugen und ich finde, dass Frauen zur damaligen Zeit sehr oft mit der Waffe in der Hand ihren Mann stehen mussten.

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sehr schöne funde HOGO! danke dass du diese hier mit uns teilst.
ich gehe absolut mit dir konform, was deine aussage zu frauen in bezug zu waffen betrifft.

wenn es hier kritiker gibt, so sollen sie erstmal selbst quellen erbringen, die darauf deutlich, dass die frauen im 18 jahrhundert keine waffen nutzten - denn kritisieren ist eines - selbst quellen liefern etwas ganz anderes.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Pat » Sa 16. Feb 2013, 19:27

Autor(en): Browder, Laura
Titel: Her Best Shot. Women and Guns in America
Ort: Chapel Hill
Verlag: University of North Carolina Press
Jahr: 2008
ISBN: 978-0-8078-5889-9
Umfang/Preis: Paperback; 304 S.; $29.95

Im ersten Kapitel untersucht Browder die Darstellung weiblichen Soldatentums bis zum amerikanischen Bürgerkrieg. Danach wurde der Kriegsdienst von Frauen, oft in Männerkleidung, einerseits als Bedrohung der klassischen Geschlechterrollen gesehen, diente andererseits aber auch deren Bestätigung. Gewalttätigkeit wurde dabei vielfach als für Frauen ungehörig betrachtet, konnte aber, wenn die Frau den Kriegsdienst aus respektablen Gründen unternahm – aus echtem Patriotismus oder tiefer Liebe zu einem in den Krieg ziehenden Mann – durchaus akzeptiert werden. Wenn weibliches Soldatentum aber die Ausübung von Waffengewalt zum Primärzweck hatte, wurde dies, wie Browder zeigt, entschieden kritischer beurteilt. Deshalb wurden auch die Versuche kritisch bewertet, durch weibliche Kriegsbeteiligung die traditionelle Koppelung von Militärdienst und vollem Bürgerrecht auszunutzen und die politische Gleichstellung von Frauen zu erreichen.

Die Rolle von bewaffneten Frauen bei der Eroberung des Westens ist Gegenstand des zweiten Kapitels. Frauen tauchen dabei vor allem als „pioneer mothers“ und als Jägerinnen auf. Beide Rollen sind wiederum zwiespältig: Die bewaffnete, Gewalt ausübende Frau war nur deshalb sozial akzeptabel, weil die Waffe – als Schutz- und Versorgungswerkzeug – scheinbar zur Mutterrolle gehörte. Das Bild der Jägerin wurde in dem Moment problematischer, da scheinbar sinn- und zwecklose Gewalt ausgeübt wurde. Wenn nicht zum Zweck der Ernährung oder zum Schutz vor Wildtieren geschossen, sondern die Jagd um des Jagens willen betrieben wurde, schienen Frauen sich von der weißen, westlichen Zivilisation zu entfernen und wurden somit ethnisch uneindeutig. Die Darstellung bewaffneter Frauen war somit auch von „rassischen“ Konzeptionen geprägt. Diese wurde noch deutlicher in der städtischen Gesellschaft, wo die Jagd, beziehungsweise die blutfreie Variante des Tontaubenschießens, als Möglichkeit umgedeutet wurde, die Gesundheit der „angelsächsischen Rasse“ sicherzustellen: Durch die sportliche Betätigung bei der Jagd sollte einer Verweichlichung vorgebeugt und so im eugenischen Sinn eine Stärkung des „Stammes“ herbeigeführt werden: „The armed pioneer woman provided an image of Anglo-Saxon strength in contrast with the weak women of late nineteenth-century America, who many feared were on the verge of committing ‘race suicide’ through their sickly delicacy“ (S. 77).


Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2008-4-110

Legt es aus wie ihr wollt. Für mich ist es, wie für die Menschen des 18.Jh, nicht normal wenn eine Frau eine Waffe führt. Natürlich darf sie sich verteidigen, muss sie sogar wenn es um die Familie geht. Aber es ist halt nicht so das alle Frauen Flintenweiber sind.
Zuletzt geändert von Pat am Sa 16. Feb 2013, 20:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon HOGOUAHO » Sa 16. Feb 2013, 19:49

Hi Pat!

Hast ja Recht, nicht alle Frauen dieser Zeit waren Flintenweiber, aber es gab welche.
Werde jetzt mal einige Namen anfügen und wennste willst schau mal über Google nach.
Catherine Moore Barry
Margaret Corbin
Nancy Hart
Molly McCauley
Prudence Wright
Deborah Sampson oder Samson
Anna Maria Lane
Molly Pitcher
usw...
Wirst vielleicht erkennen, dass die alle ganz schön mitgemischt haben.

Gruss HOGOUAHO
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Pat » Sa 16. Feb 2013, 20:36

HOGOUAHO hat geschrieben:Catherine Moore Barry
Margaret Corbin
Nancy Hart
Molly McCauley
Prudence Wright
Deborah Sampson oder Samson
Anna Maria Lane
Molly Pitcher
usw...


Die beiden Damen sind die gleichen....also ziehe ich dir einen Punkt ab.
Wir sind der Meinung....das war....SPITZE...
Stell dir bitte nicht vor wie ich springe..in meinem Alter und bei dem Gewicht.... :mrgreen:
Zuletzt geändert von Pat am Sa 16. Feb 2013, 22:01, insgesamt 2-mal geändert.
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