Ladies und Waffen in den Colonien?




Der Forenteil für die Damen des 18. Jahunderts

Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Mi 13. Feb 2013, 15:15

in einem anderen FRED bin ich mit susanne über ein thema gestolpert, dass, denke ich, hier besser angesiedelt ist, als dort. von dem her würde ich gerne hier den FRED eröffnen:

Susanne hat geschrieben:...Und etwas, was mich in unserem Hobby absolut stört (egal in welcher Zeit): Das wir so dazu neigen, immer die Ausnahmen darstellen zu wollen. ....

Also belaste ich mich nicht damit, :-)



exakt! doch genau aus diesem grund sehe ich das etwas anders als du (andere??).

ich kenne deine darstellung nicht, somit möchte ich das weder als belehrung noch als bevormundung verstanden wissen. auch kann ich hier die situation nur grob umreißen...

ausgehend vom AWI, sollte man sich die situation in den colonien als ganzes betrachten. heute weiß man, dass von allen colonisten (gemeint sind die 13 englischen colonien in nordamerika) - ca. 1/3 pro king george war, ein drittel war neutral und nur 1/3 waren patrioten.

wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass leute in den colonien nicht nur in städten und dörfern lebten, sondern eben auch in der "wildnis" oder der "frontier" wenn man so will, muss man ebenfalls wissen, dass diese leute auf sich alleine gestellt waren. speziell was das tägliche leben angeht, so war die jagd ein fester und eingeplanter bestandteil der nahrungsbeschaffung.

wenn nun der mann sein heim verließ und sich den truppen anzuschliessen (egal ob er nun auf seiten der patrioten oder auf seiten der loyalisten an den auseinandersetzungen teilnahm), hatte die frau zwei möglichkeiten:

1) entweder sie zog mit als marketenderin (was viele taten, aber im schnitt gesehen wohl weniger als 15%) oder
2) sie blieb daheim und achtete auf den besitz, kümmerte sich um die ernte, das vieh, die kinder (das wird wohl die mehrzahl gewesen sein).

man draf dabei nicht vergessen, dass man ja in die wildnis ging um frei zu sein - zumindest war das damals der antrieb vieler emigranten. sollte man das jetzt alles wieder aufgenben? z.t. nach der überfahrt, dem anschl. verdingen als arbeiter, um seine schiffspassage abzuarbeiten, dann dem weg in die wildnis, jahrelanger schufterei, dem roden der ackerflächen, den hausbau, dem beackern der felder, dem ernten, all den entbehrungen die man aufsich nahm?

somit wird ein großteil (und nun sind wir beim durchschnitt) daheim geblieben sein um dies alles "am laufen zu halten". schliesslich musste es ja nach dem krieg irgendwie weiter gehen....

somit, ist es natürlich auch klar, dass die frau sich um die beschaffung der nahrungsmittel kümmerte, auch was die jagd betraf. es ist zwar bekannt, dass es damals prof. jäger gab, doch zum einen waren die meisten "frontier frams" zu weit weg für deren einzugsgebiet, zum anderen musste man sich das erjagte wild ja erstmal leisten können.

von dem zur wehr setzen gegen indianische übergriffe oder gegen räuber und plünderer mal ganz zu schweigen.

nein, der umgang und besitz der eigenen flinte gehört zu jeder glaubhaften darstellung einer frau im 18. jhdt. in den amerikanischen colonien. natürlich muss das keine militärische muskete sein, logisch, aber eine leichte jagdflinte, ein tradegun oder änliches sollte es schon sein.

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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Pat » Mi 13. Feb 2013, 15:49

Von meiner Seite nicht.....das ist mir zuviel Mutmaßung was du da schreibst.
Hast du irgendwelche Grundlagen zu deiner Überlegung? Ich meine in Romanen liest man oft etwas über die "Bewaffnete Frau", aber ich hab in historischen Texten bisher nie etwas richtig handfestes gelesen.
Ich hab auch irgendwie Schwierigkeiten mit der Vorstellung das Frau jagen ging. Das taten nicht mal "die" Indianerinnen.
Gruß Pat
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Ich kann nix dafür, ich bin so.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Mi 13. Feb 2013, 16:14

OK, jedem seine meinung ;)

dennoch, mach mit mir mal einen ausflug, sagen wir ausgehend vom AWI ca. 100 jahre in die zukunft....
im mai 1852 wurde in princeton/missouri ein mädchen namens Martha Jane Cannary als erstes kind einer predigerfamilie geboren. im laufe ihres lebens wurde diese dame so berühmt und berüchtigt, dass man über sie schrieb. über diese eine. warum? weil sie anders war als der durchschnitt an frau - damals. es war etwas ungewöhliches. deswegen schrieb man über sie, ja drehte sogar filme über sie. diese frau ist uns heute als "Calamity Jane" bekannt.

Phoebe Ann Mosey, geboren im august 1860 - auch eine aussergewöhnluche frau, eine über die geschrieben wurde. ihr pseudonym unter dem man sie kennt: Annie Oakley.

was will ich damit sagen? das man über dinge schrieb die aussergewöhnlich waren, weniger über solche die als "alltäglich" anzusehen sind.

zurück zum 18. jhdt. such mal nach dem buck über May Jamison http://en.wikipedia.org/wiki/Mary_Jemison das ist das selbe ding.
waffengebrauch war alltäglich, somit selbstverständlich - warum sollte einer drüber schreiben?
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Christoph » Mi 13. Feb 2013, 17:11

Hätte, wäre, wenn...
Und dazu drei Belege, von denen 2 aus der Mitte des 19ten Jahrhunderts stammen.
Ich werfe am Rande auch nur ein, dass ein Gewehr etwas Kostspieliges war, wenn man in den Frontiers lebte wird man sich nicht den Luxus eines "Hausfrauengewehres" wohl kaum leisten konnte.


man draf dabei nicht vergessen, dass man ja in die wildnis ging um frei zu sein

Die besagte Freiheit dort zu leben würde ich auch eher auf ökonomische Sachzwänge zurück führen wollen als auf libertäre Gefühlswallungen.

waffengebrauch war alltäglich, somit selbstverständlich - warum sollte einer drüber schreiben?

Weil es sich hier um einen Verstoß gegen gängige Verhaltensregeln handelt, müssten sich in Reiseberichten etc Bemerkungen zu Waffen und Frauen finden lassen. Mir sind zur Zeit aber keine bekannt. Es gibt ja auch Berichte von Frauen die nur im Hemd auf dem Feld gearbeitet haben.
Auch dass war in den Grenzregionen alltäglich, wird aber, da es ein faux pas war, erwähnt.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Mi 13. Feb 2013, 17:35

corp. haarmann hat geschrieben:Es gibt ja auch Berichte von Frauen die nur im Hemd auf dem Feld gearbeitet haben. Auch dass war in den Grenzregionen alltäglich, wird aber, da es ein faux pas war, erwähnt.


na sicher war es einer und ja, klar war es für denjenigen, der dort seine reise unternahm ungewöhnlich - deswegen hat er auch drüber geschrieben.

corp. haarmann hat geschrieben:Weil es sich hier um einen Verstoß gegen gängige Verhaltensregeln handelt, müssten sich in Reiseberichten etc Bemerkungen zu Waffen und Frauen finden lassen. Mir sind zur Zeit aber keine bekannt.


oh - ok, das erklärt natürlich alles. :?
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Christoph » Mi 13. Feb 2013, 17:50

Wenn du mich zitierst, dann schreib nichts in meine Beiträge rein.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Mi 13. Feb 2013, 18:38

reinschreiben? wo?
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Capt. de`Winter » Mi 13. Feb 2013, 18:42

Ike Godsey hat geschrieben:OK, jedem seine meinung ;)

dennoch, mach mit mir mal einen ausflug, sagen wir ausgehend vom AWI ca. 100 jahre in die zukunft....
im mai 1852 wurde in princeton/missouri ein mädchen namens Martha Jane Cannary als erstes kind einer predigerfamilie geboren. im laufe ihres lebens wurde diese dame so berühmt und berüchtigt, dass man über sie schrieb. über diese eine. warum? weil sie anders war als der durchschnitt an frau - damals. es war etwas ungewöhliches. deswegen schrieb man über sie, ja drehte sogar filme über sie. diese frau ist uns heute als "Calamity Jane" bekannt.

Phoebe Ann Mosey, geboren im august 1860 - auch eine aussergewöhnluche frau, eine über die geschrieben wurde. ihr pseudonym unter dem man sie kennt: Annie Oakley.

was will ich damit sagen? das man über dinge schrieb die aussergewöhnlich waren, weniger über solche die als "alltäglich" anzusehen sind.

zurück zum 18. jhdt. such mal nach dem buck über May Jamison http://en.wikipedia.org/wiki/Mary_Jemison das ist das selbe ding.
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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Captain » Mi 13. Feb 2013, 18:46

Ladies und Gentlemen

....bezüglich den Frauen und den zumindest im "Frontiers"-Bereich erwähnten doch gar nicht so seltenen "Ausnahmen von der Kleiderordnung des 18. Jhdt. im Bereich der Frontier" erlaube ich mir einen kleinen Beitrag beizusteuern und zitiere aus dem nachfolgend angeführten Buch -

"Der Aufbruch in den wilden Westen" von Paul O´Neil, Verleger in Deutschland ist Naumann & Göbel, ISBN 3-625-10760-0, Seite 29, linke Spalte, den letzten Absatz:

"Ein anglikanischer Kirchenmann names Charles Woodmason hinterließ noch aufschlußreichere, wenn auch von den gleichen Vorurteilen geprägte Äußerungen über seine Eindrücke an der Frontier........ Im Jahr 1752 kam er aus London nach Charlston, ....als er auf die Idee kam, den unwissenden Geschöpfen an der Frontier die Segnungen der Episkopalkirche nahezubringen...

...Noch entsetzter war er im Januar 1768 in Granny Quarter Creek über "...das gemeinste Pack von Kreaturen, das ich je zu Gesicht bekam. Nichts anderes als wilde Tiere, die feinen Leute in London würden Augen machen, wenn sie sehen könnten, wie die Frauen (viele recht hübsch) nur mit einem Unterhemd und einem kurzen Unterrock bekleidet, barfuß und ohne Strümpfe zum Gottesdienst kommen....."

An anderer Stelle führt er Klage darüber, daß "...die jungen Frauen eine sehr befremdende Manier haben, die ich ihnen nicht abgewöhnen kann. Sie ziehen ihre Hemden so eng wie möglich an den Körper und stecken sie fest, um die Rundungen ihrer Brüste und ihrer schlanken Taillen zu zeigen (denn sie sind für gewöhnlich gut gebaut), und drücken ihre Unterröcke dicht an die Hüften, um die Vortrefflichkeit ihrer Glieder hervorzuheben - genausogut könnten sie in puris naturalibus dastehen. Fürwahr, Blöße erscheint ihnen hier weder tadelswert noch anstößig, und sie zeigen sich oft auch ganz nackt - reiben sich das Haar mit Bärenfett ein und stecken es hinten zu einem Knoten zusammen..."

Der arme Kirchenmann war sehr geschockt!!!

Die aus dem vorhergehend genannten Buch zitierte Passage stammt aber im Original aus:

"The Carolina Backcountry on the Eve of the Revolution: The Journal and other Writings of Charles Woodmason, veröffentlicht für das Institute of Early American History and Culture, Univ. of North Carolina Press, 1953"

Der Autor bemerkt ganz klar "...daß sich die Menschen der Frontier spezifische Verhaltensweisen und -maßstäbe zu eigen gemacht hatten...

Ich hoffe ich konnte etwas zur Aufhellung dieses Diskussionspunktes beitragen.

Stets zu Diensten

Captain


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Re: Ladies und Waffen in den Colonien?

Beitragvon Ike Godsey » Mi 13. Feb 2013, 19:30

das ist exakt das was ich meine. wenns aussergewöhnlich war, hat man drüber geschrieben.
waffengebrauch für damen war alltäglich, speziell dann wenn der mann im krieg war.
Zuletzt geändert von Ike Godsey am Mi 13. Feb 2013, 20:08, insgesamt 1-mal geändert.
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